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Auf Biegen und Brechen – Karpfenangeln an der Elbe, Teil 1

Es ist Montag der 8. April, ich fahre durch ein kleines Dorf und parke direkt am Deich. Ich steige aus meinem Auto und hechte in drei großen Schritten den Deich hoch. Mein Blick fällt auf die vor mir liegenden Buhnenfelder und ich atme erst einmal tief durch.

Es ist ca. halb 8 Uhr abends und die Wiesen sind schon leicht feucht. Dieser einzigartige Geruch der Elbtalaue ist einfach unbeschreiblich. Schnell wieder zurück zum Auto und ich greife mir meinen Eimer mit Mais, Futterkelle und Stiefel. Knapp 400 Meter muss ich bis zu meinem Angelplatz gehen, Verhältnismäßig wenig zu meinen sonstigen Buhnen.

Als erstes fällt mir ein Containerschiff auf welches Strom ab fährt. „Perfekter Zeitpunkt“ denke ich mir, „dies wird wohl das letzte für heute sein“. Das Schiff kommt näher und ich blicke auf die Steinpackung vor mir und beobachte den Sog der von der Schiffsschraube erzeugt wird. Es passiert so gut wie nichts! Warum? Meine ausgewählte Buhne liegt am Ende einer Außenkurve. Das heißt, dass die Schiffe vom Scheitelpunkt der Kurve zur gegenüber liegenden Flussseite steuern. Somit bleibt mein eingebrachtes Futter sehr gut im ruhigen Bereich vor der Hauptströmung liegen.

Ich füttere also diesen Montagabend sowie Dienstag bzw. Mittwochnacht nach meiner Spätschicht. Donnerstag sollte es direkt nach Feierabend losgehen.

Aufmerksam wurde ich auf diese Buhne durch einen jungen Zanderangler gemacht, Marvin Jaap. Marvin erzählte mir, dass er in dieser Buhne regelmäßig Karpfen buckeln sah. Schnell war mir auch klar warum. Das ruhige Wasser und eine Tiefe von fast 5 Metern lädt die Karpfen zum ausruhen ein und an der langen Steinpackung ist in Form von Dreikantmuscheln und anderen Kleinstlebewesen genug Nahrung vorhanden.

Endlich war Donnerstag, aber die Zeit auf Arbeit wollte natürlich überhaupt nicht vergehen. Endlich war es 22.30 Uhr. Jetzt schnell duschen, ab nach Hause und abfahrt!

Ich halte wieder im Dorf am Deich und fange an mein Auto zu entladen. Zum Glück ist das heute eine trockene Nacht, denke ich mir. Nebel und Feuchtigkeit könnte ich jetzt absolut nicht gebrauchen. Zweimal schiebe ich meinen Trolly zum Buhnenfuß, von hier muss ich alles einzeln bis in die Mitte der Buhne schleppen.

Jeder Handgriff passt und um 2 Uhr sitze ich mit meinem Feierabendbier auf meiner Liege. Ich höre Fische an der Wasseroberfläche und leuchte etwas mit meiner Kopflampe über das Wasser. Ah ja.. Brassen sind also schon mal da. Es dauert auch nicht lange und mein Bissanzeiger signalisiert mir ein Fallbiss. Knapp 30 Minuten lag mein 20mm Salty Crayfish Boilie im Wasser und schon zappelt der erste Brassen am Haken.

Ich beködere und platziere die Rute neu und hau mich auf meine Liege. Gegen halb 6 klingelt mein Wecker, es ist an der Zeit die Ruten zu kontrollieren und nach zu füttern.

Schiff bringt Fisch – stimmt leider nicht immer das Sprichwort

Jetzt beginnt die heiße Phase, denke ich mir… aber nix da! Bis 8 Uhr bleibt alles ruhig. Ich überprüfe erneut meine Boilies, da ich mich jetzt hinlegen will. Als ich mir meine Köder anschaue entdecke ich, dass die Krabben schon sehr aktiv sind. Das wird nicht viel mit schlafen denke ich mir. Spätestens alle zwei Stunden ist nun Kontrolle angesagt.

Meine Montagen fliegen also wieder an die Strömungskante und ich mach es mir im Schlafsack bequem. Ich hatte grade die Augen geschlossen da gibt die Funke zwei Pieper von sich und fängt dann an los zu schreien! GEIL, kann doch nicht wahr sein!

Raus aus der Penntüte, rein in die Stiefel und Rute aufgenommen. Jo, der fühlt sich gar nicht verkehrt an. Der Fisch versucht in die Hautströmung zu flüchten, aber ich kann ihn davon abhalten. Langsam kommt er ins Buhnenfeld und auf mich zu. Was denn nun los?! Der ist nicht blöd… der Karpfen nutzt das tiefe Wasser vor meinen Füßen. Ungefähr einen Meter vor mir, in fast eineinhalb Metern tiefe wühlt er jetzt auf dem Grund umher. Was ein scheiß Winkel zum drillen! Zum Glück schwimmt er nach ein paar Minuten wieder etwas weiter hinaus. Jetzt zeigt sich mein Gegenüber auch zum ersten mal an der Oberfläche. Es ist also ein Schuppi! Jetzt dauert der Drill noch gut fünf Minuten bis der erste Kescherversuch gelingt. OH Yeah!!!

Ein solcher Flussfisch entschädigt viel

Erster Trip an der Elbe dieses Jahr und gleich hat's geklingelt.

Ich lege den Schuppi auf meine Matte, hole meine Waage und das Kameraequipment. Genau in diesem Moment kommt mein Kumpel Basti den Deich herunter (er saß einen knappen Kilometer Strom auf und wollte jetzt nach Hause). Passt doch, keine Selbstauslöserbilder!

Wir wiegen den Fisch gemeinsam, der ganze 9 Kg auf die Waage bringt und dann macht Basti ein paar Bilder von uns.

Jetzt wieder schnell Futter nach legen (Mais und Boilies), vielleicht ist ja noch einer da. Basti und ich beobachten noch einige Zeit die Brassen, die sich an der Oberfläche zeigen und an meinen Ködern zupfen. Im laufe des Tages fange ich noch zwei Brassen und ärgere mich immer mehr mit den Krabben rum. Der Nachmittag ist sehr regnerisch und so zieht jetzt am Abend ein ordentlicher Nebel auf. Um 22 Uhr füttere ich nochmals etwas mehr an, bevor es endgültig in den Schlafsack geht.

Schon am Frühen Abend kündigte sich Nebel an

Wieder klingelt mein Wecker um halb sechs und als ich mein Zelt verlasse staune ich nicht schlecht. Wo zum Teufel ist die andere Buhne?

Solch einen dichten Nebel habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich kurble meine Montagen ein und sehe warum die Nacht so ruhig verlief. Nichts mehr am Haar. Die verfluchten Krabben hatten mal wieder alles gegeben. Also neue Köder ran, auswerfen und nach füttern! Aber diesen Morgen passierte nichts. Ab und an zupfte mal ein Brassen. Gegen 13 Uhr kommt dann endlich die Sonne durch und verdrängt den Nebel. Leider verschwindet jetzt jegliche Fischaktivität und ich kämpfe nur noch gegen die Krabben. Ich füttere über den Nachmittag nur noch Boilies, jede Stunde drei Hände voll.

Verschiedene Sorten können ganz nützlich sein

Der Mais bleibt gänzlich weg und ich hoffe so die Plagegeister los zu werden. Gegen 17 Uhr rühre ich mir dann Grundfutter an um so wieder Weißfisch in die Buhne zu bekommen. Nach einiger Zeit zeigen sich auch wieder vereinzelt Brassen und meine Köder bleiben etwas länger ganz. Wie am Vorabend füttere ich gegen 22 Uhr das letzte mal und beködere meine Ruten für die bevorstehende Nacht. Ich ziehe jeweils einen etwas härteren 24mm Boilie auf. So erhoffe ich mir den Krabben über Nacht wenigstens etwas Paroli bieten zu können. Wie jeden Morgen dasselbe Spiel, Kontrolle und füttern. Mein Plan ging zu Teilen auf. Ich bekam in der Nacht zwar keinen Biss, aber ich hatte noch etwas vom Köder am Haar.

Ich hasse diese Viecher einfach!

Als die Köder wieder dort liegen wo sie es sollen, beobachte ich wieder mal das Wasser und versuche Fische zu entdecken. Viel war nicht zu sehen und so weckten mich wilde Piepser von meiner Funke. Oh, schon 8 Uhr. Bin ich wohl wieder eingepennt. Ein kleine Döbel zappelte am anderen ende der Schnur. Ja gut, dann mach ich jetzt halt den letzten Köderwechsel für dieses Wochenende.

Es passierte weiterhin rein gar nichts und die Uhr zeigt auch schon 11 Uhr an. Jut… Kaffee, Kippe und dann abbauen denke ich mir. Der Kaffee dampft und die Zigarette ist schnell gedreht. Jetzt sitze ich auf der Liege und schaue auf mein Buhnenfeld. Garantiert nichts mehr dran denke ich mir. Da schlägt die Rutenspitze zweimal hintereinander heftig aus! Ich bin total ungläubig und realisiere den Biss erst nicht. Da rappelt es wieder und die Schnur fliegt aus dem Clip des Swingers! In einem großen Schritt bin ich an der Rute und diese biegt sich sofort durch.

Das kann doch jetzt echt nicht Wahr sein, sind meine ersten Gedanken im Drill! Der Fisch steht tief, bewegt sich kaum und das direkt an der Kante zur Hauptströmung. Ich mach ordentlich Druck und auf einmal kommt wieder Leben in die Rute. Jetzt tobt der Fisch ordentlich und versucht immer wieder in Strömung zu flüchten. Nach einigen Fluchtversuchen schwimmt er ins Buhnenfeld. Genau wie der andere Schuppi tobt dieser wieder vor meinen Füßen bevor er dann wieder in die Buhne schwimmt. Das Spiel wiederholt sich viermal, bis er sich zum ersten mal an der Oberfläche zeigt. Oh ja… ein schöner langer Elbschuppi! Der Drill zieht sich jetzt noch gute 10 Minuten, da der Schuppi geschickt die Strömung nutzt. Am Ende bin allerdings ich der Sieger und kann meinen zweiten Elbfisch für dieses Jahr in den Händen halten.

Einfach unglaublich, wie viel Kraft diese Fische Entwickeln können

11,4 Kg bringt dieser „Dampfhammer“ auf die Waage. Was ein Abschluss für diese erste Session. Mein Tackle lässt sich jetzt natürlich im Hand umdrehen zusammen packen.

Ich hoffe euch gefällt mein erster Elbbericht. Auf Tackle bin ich absichtlich nicht weiter eingegangen, dies folgt Detailliert in einem der nächsten Teile.

Beste Grüße Julien

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