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Auf Biegen und Brechen - Karpfenangeln an der Elbe Teil 3

Seit mehreren Tagen bewegen sich die Temperaturen nun um den Gefrierpunkt. Das ist für Anfang Dezember auch nicht großartig verwunderlich. Für viele ist die Karpfensaison jetzt beendet und man konzentriert sich auf die Familie und taucht in die Vorweihnachtszeit ein. Damit ihr nicht in die Winterstarre verfallt, möchte ich euch von meiner letzten Elbsession dieses Jahres erzählen. Lasst euch in den Spätsommer zurück versetzen, viel Spaß beim lesen...

Neues Ufer, selber Fluss - so hätte die Überschrift auch lauten können. Warum neues Ufer? Ende August hatte ich mich mit meinem Kumpel Robert zum gemeinsamen fischen verabredet. Bei ihm lockte ein lang gezogener Altarm, genauer gesagt die Mündung des Altarmes in die Elbe.

Bereits drei Wochen zuvor war ich schon einmal dort gewesen, damals gemeinsam mit Basti. Leider waren wir komplett unvorbereitet für diesen Platz, da wir uns auf das Fischen im Altarm eingestellt hatten.

Der Spot hatte mein Interesse geweckt, was höchstwahrscheinlich an den verlorenen Fischen lag.

Wie fast jeden Freitag stieg ich nach der Arbeit in mein fertig beladenes Auto, diesmal mussten allerdings gute 80 km überwunden werden. Eigentlich nicht viel, aber LKW's, Busse und Traktoren können diese Strecke auf der Landstraße zur reinsten Höllenfahrt werden lassen.

Robert und ich trafen uns bei ihm zu Hause, denn ich durfte die letzten zweieinhalb Kilometer zum Spot nicht mit dem Auto befahren. Also wurde mein Tackle fix in seinem Transporter verstaut und wir konnten endlich ans Wasser fahren!

An der Elbe angekommen musste nur noch die letzte Hürde gemeistert werden, bevor es endlich los ging - Trolley schieben!

Aber auch das schafften wir, denn bei den damals noch recht hohen Temperaturen war dieses alles andere als angenehm.

Wir einigten uns darauf drei Ruten an der Strömungskante zu verteilen und mit der Vierten im Altarmarm nach Fischen zu suchen.

Robert hatte die Woche Urlaub und konnte unseren Spot bestmöglich vorbereiten. Er fütterte am Mittwochabend, Donnerstagmorgen/-abend, sowie Freitagfrüh.

Robert konnte also das Futter zu den besten Zeiten am Tag einbringen. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir nicht leer ausgehen würden und war dementsprechend heiß auf das Fischen.

Wir beköderten zuerst die Ruten, die an der Strömungskante platziert werden sollten. An zwei Ruten kam jeweils ein 20 mm Starbaits Grab&Go Spice Boilie zum Einsatz, die dritte Rute wurde mit drei Tigernüssen bestückt. Wir verteilten einige Kellen des Partikelmixes und ein gutes Kilo der Boilies an der Strömungskante entlang.

Als der Platz befüttert und die Montagen platziert waren, sagte ich zu Robert das der erste seiner wäre - schließlich hatte er auch die Vorbereitungen erledigt.

Nun machten wir uns daran irgendwie unsere Schirme auf dem "gepflasterten" Damm aufzubauen. Dieses gestaltete sich alles andere als einfach. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis wir endlich die Heringe zwischen den Steinen hatten und unsere Schirme "halbwegs" sicher standen. Die Montagen lagen jetzt etwas über eine halbe Stunde im Wasser und wir hatten endlich alles fertig. Gespannt beobachteten wir die Wasseroberfläche und unsere Rutenspitzen. Aus dem Nichts bog sich plötzlich eine der Ruten durch und Robert hechtete über die Steinpackung und nahm diese auf. Der Fisch versuchte in de Strömung zu flüchten und dieses gelang ihm auch. Allerdings schaffte Robert es sein Gegner schnell wieder ins ruhige Wasser zurückzudrillen. Nach einigen Minuten konnte ich dann endlich den ersten Schuppi keschern.

Start nach Maß - besser konnte ein gemeinsamer Trip nicht beginnen!

Nachdem wir den Fisch versorgt hatten, konnten wir feststellen, dass dieser Mais und Tigernussstücke auf unserer Abhakmatte ausgeschieden hatte. Nun waren wir uns absolut sicher, dass die Fische den Platz voll angenommen hatten und Roberts Vorbereitungen optimal waren.

Der Schuppi biss auf einen Grab&Go Boilie, da Robert diese nicht vorgefüttert hatte, wurde mein Vertrauen in diese Boilies voll bestätigt.

Ich fütterte den Platz mit Partikeln und Boilies nach, während Robert die Rute wieder startklar machte.

Wir schauten uns gemeinsam die Bilder auf der Kamera an, da maschierte schon wieder eine der Ruten los. Der Fisch zog weit in den Hauptstrom rein, ich hatte Probleme ihn zu bremsen. Besser gesagt, ich konnte ihn gar nicht bremsen. Als ich den Druck schließlich etwas erhöhte verlor ich ihn.

FRUST!!!

Robert probierte mich zu beruhigen, "War bestimmt ein Waller!". Nee nee, das war schon ein Karpfen. Egal, wir machten wieder alles fertig und weiter ging es.

Wir saßen auf unseren Stühlen und beobachteten das Wasser. "Da passiert noch was!", da waren wir uns einig! Und keine 30 Minuten nach meinem verlorenen Fisch, lief tatsächlich die nächste Mühle ab. "Geh du ran", schrie Robert mich an. Gesagt, getan! Ich nahm die Rute auf und ging sofort drei Schritte nach rechts, Richtung Altarm. So hatte ich einen besseren Winkel zum Fisch. Ich schaffte es meinen Gegner zu bremsen und dirigierte ihn aus der Hauptströmung heraus, ins ruhigere Wasser.

Auch dieser Fisch kämpfte bis zum geht nicht mehr. Obwohl er unmittelbar vor unseren Füßen war, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis wir erkennen konnten, dass ich einen Schuppi drillte. Nach einigen Fluchten, konnte Robert endlich den Kescher unter den Fisch führen. Geschafft, der war sicher!

Ein typischer Elbschuppi, lang und kraftvoll, einfach ein super Gegner.

Bevor es dunkel wurde und ich mir sicher war, das kein Boot mehr in den Altarm hinein oder heraus fahren würde, platzierte ich endlich auch unsere vierte Rute. Diese legte ich an einer abfallenden Kante im Altarm ab.

Für die Nacht montierten wir jeweils zwei getrocknete 20 mm Köder bzw. einen 24iger. Dieses sollte uns vor Brassen schützen, die bis dato noch nicht gebissen hatten. In der Nacht fingen wir allerdings gleich zwei Stück, das soll mal einer verstehen...

Um 4.30 Uhr klingelte unser Wecker, das muss sich auch angehört haben, man man man ;) Es war recht frisch, Nebelfelder wanderten über die Elbe. Wir kontrollierten unsere Ruten, bestückten diese mit frischen Ködern und fütterten Partikel und Boilies nach. Die linke Rute auf dem Pod, also die am dichtesten zum Ufer lag, wurde mit drei Tigernüssen beködert. Die mittlere Rute bekam einen einzelnen 20 mm Spice Boilie. An die rechte Rute kam ein ausbalancierter Köder, zwei drittel des Spice Boilies und ein halber Salty Crayfish Pop Up. Ich hatte so meine Bedenken, "Einen so leichten Köder an der Strömungskante?!", das war mir irgendwie suspekt.

"Das klappt super, warte mal ab", sagte Robert zu mir. "Okay, ich lass mich überraschen."

Nach getaner Arbeit hatten wir uns erst einmal einen Kaffee verdient. Eigentlich war das Wasser ruhig, eigentlich. Wären da nicht die diversen Raubfische gewesen. Ich hätte mir in den Arsch beißen können, hatte ich meine Spinnrute mal wieder im Auto liegen gelassen. Dafür ließ sich Herr Biber nicht stören, seelenruhig zog er neben uns seine Bahnen.

Ich döste so vor mich hin, es war schließlich erst gegen halb 6 , da pfiff die Rute mit dem ausbalancierten Köder ab. "Kann doch wohl nicht wahr sein, hat der Strolch recht gehabt", dachte ich mir. Robert wurde von dem Biss übrigens genauso überrascht wie ich. Diesmal hatte er den Fisch sehr schnell unter Kontrolle. Es dauerte auch nicht lange und ich konnte einen kleinen Schuppi einnetzen. Er grinste mich nur an und sagte nichts.

Eingespielt wie wir mittlerweile waren, dauerte es keine 5 Minuten und die Montage lag wieder dort, wo sie hingehörte. "Läuft doch schon wieder oder wat", sagte ich zu Robert. "Warte mal ab bis die Sonne richtig hoch kommt", war seine Antwort. "Ja, ja.. koch mal lieber noch ein Kaffee!" ;)

Die Sonne stieg langsam über die Bäume und man konnte sofort eine angenehme Wärme an den Beinen spüren und das schon gegen dreiviertel sieben am Morgen. Robert blickte zu mir herüber und sagte:"Ey, schau mal zur rechten Rutenspitze". Ich richtete meinen Blick sofort auf die besagte Spitze. Zupf, zupf... Rute krumm! Ich sprang auf und hechtete an die Rute. Mein gegenüber zog in die Strömung und stellte sich quer. Ich musste wieder richtig Druck auf den Fisch ausüben. Sofort kam mir der Aussteiger vom Vorabend in den Sinn. Zum Glück folgte der Fisch mir und schwamm aus der Hauptströmung. Jetzt tobte er direkt an der Strömungskante und zeigte sich an der Wasseroberfläche. Er probierte immer wieder in den Hauptstrom zurückzugelangen aber ich behielt die Oberhand. Nach einigen Minuten konnte Robert ein schönes "Spiegelei" keschern. Stellt sich so ein hochrückiger Fisch quer in die Strömung hat man extrem zu kämpfen und die Gefahr des Ausschlitzen ist sehr hoch.

Diesmal hatte Robert sogar doppelt recht gehabt. Der Junge kennt eben seine Spots!

Kurze Zeit später verlor Robert leider zwei Fisch hintereinander. Erst stieg ein Fisch in Nähe der Flussmitte aus. Dabei war kurios, dass dieser an der Oberfläche gegen die Strömung schwamm. Danach verabschiedete sich ein Schuppi kurz vor dem Kescher. Dieser Verlust lag wahrscheinlich am zu kleinen Haken. Wir fischten drei Maiskörner als Köder an einem Haken der Größe 8.

Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich und so stiegen wir wieder auf drei Tigernüsse am sechser Haken um.

Genau diese Rute maschierte gegen Mittag ab. Wie am Vorabend schwamm der Fisch in einem Höhlentempo mit der Strömung. "Hoffentlich kann ich ihn diesmal halten", sagte ich. Es begann ein regelrechtes Tauziehen aber ich konnte meinen Gegner ganz langsam, Meter für Meter, in meine Richtung ziehen. Aus der Strömung hatte ich ihn schon mal. Jetzt nur keinen Fehler in der Endphase machen. Robert ging extra einen Schritt weiter ins Wasser und konnte beim ersten Versuch einnetzen! Jawohl, geht doch!!!

Was ein geiler Elbschuppi, der auch beim Fotoshooting noch seine ganze Kraft zeigte.

Am Nachmittag zeigten sich vermehrt Brassen am Platz und auch einige große Bugwellen schoben sich unter der Wasseroberfläche entlang. Wir vermuteten Graser und fütterten im 30 Minutentakt jeweils zwei Kellen voll Partikel.

Leider waren die Bugwellen genauso schnell verschwunden wie sie gekommen waren. Allgemein war es an unseren Ködern sehr ruhig. Wir probierten viel aus. Zwei kleine Maiskörner, eine einzelne Tigernuss oder nur ein kleiner Poppi aber nichts brachte den erhofften Erfolg. So stellten wir am frühen Abend wieder auf unsere Boilietaktik um. Und wie es dann so ist, bringt genau das wieder den Erfolg.

So stand Robert gegen 17 Uhr endlich wieder mit krummer Rute in der Hand neben seinem Rod Pod. Diesmal hing der Haken sicher und ich konnte seinen dritten Fisch ohne Probleme keschern.

Die vierte Rute hatte ich genutzt um aktiv im Altarm nach Fischen zu suchen, aber dieser war wie ausgestorben.

In der Abenddämmerung fingen wir noch ein paar Brassen, bevor wir dann kurz vor der Dunkelheit wieder auf größere Köder umstellten. Auch in dieser Nacht weckten uns zwei Brassen.

Sonntag früh spulten wir das selbe Prozedere wie am Samstag ab. Allerdings hatte es sich deutlich abgekühlt und es wehte auch ein ordentlicher Wind. So legten wir uns wieder in unsere Schlafsäcke und schliefen noch etwas.

Gegen 9 Uhr rafften wir uns zum Frühstücken auf. Wir philosophierten über den Wetterwechsel und was einem noch so einfällt. Kann ja nicht sein, dass der zweite Morgen so gegensätzlich verläuft. "Jammern auf hohen Niveau" nennt man das wohl. ;)

Als wir dann bei der zweiten Tasse Kaffee waren, meldete die Funkbox aus dem Nichts einen Fullrun!

Ich lies meine Tasse fallen und sprang an die Rute.

Er reagierte auf den Druck, den ich auf ihn ausübte. Ruhig zog er seine Bahnen an der Strömungskante. Seine Fluchten waren viel ruhiger und kraftvoller, als die von seinen Vorgängern.

Als wir den Fisch das erste Mal sahen, schauten wir beide verdutzt. Ein dicker Spiegler hing am Haken. Er tauchte ab und probierte eine letzte Flucht gegen die Strömung. Ich konnte ihn bremsen und Robert schob den Kescher unter ihn. SAFE!

Was ein geiler Elbspiegler lag da jetzt vor uns.

Dieser Fisch war nicht nur der perfekte Abschluss für unser Session, sondern auch für meine Elbsaison 2014. Hatte ich doch seit drei Jahren keinen Spiegler mehr in dieser größe, in der Elbe fangen können.

Das anschließende Zusammenpacken lief wie am Schnürchen.

Nächstes Jahr werde ich hoffentlich etwas mehr und über einige andere Themen zur Elbe berichten können.

Bis dahin, lasst es euch gut gehen, kommt gut über die Feiertag und gesund ins neue Jahr.

Euer Julien

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