Auf zu neuen Ufern
Wer kennt das nicht die Sehnsucht nach neuem. Neuen Gewässern mit anderen Fischen, anderen Herausforderungen und Eindrücken. Mich zog dieses Bedürfnis auch wieder weg von meiner Heimat, aber nicht wie viele andere Angler ins Ausland nach Frankreich, Spanien oder Italien. Ich blieb in Deutschland. Besser gesagt sogar im Land des Bieres, Bayern. Was ich bei meinen Recherchen gar nicht glauben konnte, war das es in Bayern so viele wunderschöne, teils verlassene Gewässer gibt. Diese verfügen meist auch noch über einen wunderbaren Karpfenbestand.
Nach einer ca. 2 Stündigen Fahrt stand ich also nun auf dem Campingplatz, der direkt am See liegt, und überblicke den langgestreckten See. Erste Amtshandlung Angelkarte erwerben und auf ans Wasser. Mal schauen und mit der Feederrute den Weißfischbestand überprüfen. Ergebnis: Sehr erfolgreich, wenig Brassen, perfekt!
Platzwahl?! Wohin nur? An die ausgetretenen stellen direkt vor dem Campingplatz, an denen jeder Urlaubsangler aufbaut. Nein zuerst ne Runde um den See laufen. Für schnellen Fang an unbekannten Gewässern sollte man sich abgelegene Stellen, mit Besonderheiten z.B. überhängenden Bäumen oder im Wasser liegende Gegenstände ausschauen. Besonders interessant sind aber auch im Wasser schwimmende Badeinseln, diese sind in flachen Seen an den tiefsten Stellen verankert, und bieten den Karpfen Schatten und Unterstand. Allerdings sollte dort das Angeln vermieden werden wenn Badebetrieb herrscht. Auch wenn eine vielversprechende Stelle gefunden ist, sollte man sich nicht an ihr festbeißen. Mann sollte auf die Fische reagieren. Wenn sie sich durch Rollen oder Fressblasen an der Oberfläche in einem anderen Teil des Sees verraten, wäre es ratsam an diesen Stellen eine Rute zu positionieren. Denn wer will schon in einem Areal sich den Hintern wund sitzen in dem sich die Fische nicht aufhalten. Nur wer auf die Fische reagiert und in Bewegung bleibt wird konstant Erfolg haben.
Nach eine ausgiebigen Spodding-Tour um denn See also die Ruten montieren. Einer grandiose Technik für unbekannte Gewässer ist das fischen mit PVA-Bags. Diese fülle ich mit einer Mischung aus Method Mix und 2mm Pellets angereichert mit dem passenden Flavour, für einen noch intensiveren Geschmack. Anstatt des Method Mixes leisten aber auch zermahlene Boilies gute Arbeit im PVA-Beutel. Ich fische sehr gerne mit dieser Methode da ich keine Angst haben muss das mein Rig sich während des Wurfs verwickelt. Ein weiterer Vorteil ist das mein Vorfach immer perfekt über dem Futter präsentiert liegt und von den Karpfen gar nicht übersehen werden kann. Außerdem kann in der Absinkphase der Haken in keinster Weise Dreck oder Kraut aufsammeln, der das haken im Maul verhindern könnte. Meine Rigs sind auf die Fischerei mit PVA-Bags abgestimmt. Sie sind ca. 15 cm lang und sehr einfach gehalten, ohne viel Schnick-Schnack. Nur einen Haken an einem Semi-Stiff Vorfach gebunden. Bei den Haken achte ich darauf, dass sie einen großen Hakenbogen besitzen. Diese haften und drehen ohne Kicker besser im Karpfenmaul. Ich verzichte auch auf ein Anti-Tangle Sleeve da ich das Rig und Blei - welches nicht schwerer als 100 Gramm sein sollte - mit in den PVA-Sack packe. Mein Hakenköder besteht aus einem 15 mm Boilie natürlich auch wieder passend zu dem Method Mix, und einem Fake Maiskorn. Dieses sorgt für einen Visuellen Reiz und minimiert das Gewicht des Hakens.
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind geht es zeitig ins Bett, da das Angeln an diesem Gewässer nur von 4:00 bis 23:00 Uhr erlaubt ist. Das frühe Aufstehen wird allerdings belohnt, denn in den frühen Morgenstunden und den späten Abendstunden sind die Fische am aktivsten. Positiver Nebeneffekt am frühen morgen hat man meistens auch an stark befischten Seen Ruhe und vor allem freie Platzwahl.
Jetzt sitze ich hier, Nebelschwaden ziehen über den See, die Sonne steigt hinter den Bäumen empor und verdrängt den grauen Dunst der Nacht. Mir fällt es schwer meine Augenlider auf zu halten. Die Ruten liegen punktgenau vor einem versunkenen Baum. Etliche Karpfen rollen über meinem Köder, der Method Mix scheint seine Wirkung nicht zu verfehlen. Da vernehme ich einen einzelnen schrillen Piepston. Noch einmal und nochmal, dann plötzlich Dauerton. Biss! Nach kurzem Widerstand kann ich den Fisch überzeugen über meinen Kescher zu gleiten. Auf der Abhakmatte präsentiert sich mir ein wunderschöner, makelloser Spiegler. So kann der Urlaub doch beginnen.
Nach diesem Fisch nun allerdings flaute, der See liegt spiegelglatt vor mir. Die Fische müssen weiter geschwommen sein. Ich beschließe einige hundert Meter weiter zu fahren, an einen Platz an dem ich ich am Vortag viele Karpfen bei de Futtersuche beobachten konnte. Schnell das bisschen Tackle zusammen packen rauf auf´s Fahrrad und los. Keine fünf Minuten später stehe ich am besagten Spod. Die Fische sind auch am heutigen Tag aktiv. Jetzt darf nichts schief gehen.Ein gezielter Wurf, Platsch, kontrolliert landet der PVA-Beutel im Wasser. Schnell die Rute in den Bissanzeiger legen. Wieder Stille. Nur die Vögel zwitschern im gleichmäßigen Takt vor sich hin. Auf einmal beginnt meine Rutenspitze zu wackeln. Dann ein einzelner Piepser. Mein erster Gedanke: Nein, nicht jetzt ne Brasse. Ich nehme die Rute auf und hole ein. Dabei kommt eine bezaubernd schöne Karausche zum Vorschein. Auf einen Schlag werde ich nervös, so einen seltenen Fisch und dann noch in solch einer stattlichen Größe sind nicht alltäglich. Etwas besonders eben. Schlussendlich schließen sich die Maschen des Keschers sanft um dieses Prachtstück. Während des Messens fällt mir die Kinnlade runter, die Karausche misst unglaubliche 39 cm.
In dieser Woche instant angeln konnte ich einige wunderschöne Karpfen überlisten. Auch wenn ich nicht den Ausnahmefisch fangen konnte, werde ich wieder in die Oberpfalz fahren. Meiner Meinung nach muss es nicht immer das Ausland sein, um etwas besonders zu erleben, auch in heimischen Landen lassen sich unzählige Dinge erleben.
Autor: Elias Kanefzky