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Karpfen im Frühjahr, bis zum Laichgeschäft!

Das Frühjahr, der eine hasst es, der andere liebt es. Jetzt nach der kalten Winterzeit werden die Fische langsam wieder aktiver und füllen ihren verbrauchten Winterspeck wieder auf. Wenn man jetzt am Ball bleibt kann man wahre Sternstunden am Gewässer erleben. Für mich wird das Angeln ab einer Wassertemperatur von 4 bis 9 Crad interessant. Das Frühjahr, ich liebe es!

Um so zeitig im Jahr erfolgreich zu sein, muss man einige Dinge beachten. Wie schon geschrieben werden die Fische aktiver, ihr Stoffwechsel erhöht sich und sie ziehen wieder öfters im Gewässer ihre bekannten Bahnen. In dem Maße, wie sich das Wasser erwärmt, steigt auch die Aktivität der Karpfen.

Kennt man die Stellen an denen die Fische immer wieder vorbei kommen, hat man die halbe Miete schon in der Tasche. Weiß man jedoch nicht, wo die Fische sich genau aufhalten, versucht man sein Glück am besten an den markanten Stellen im Gewässer. Das können beispielsweise abfallende Kanten oder Plateaus sein. Diese Stellen sollte man am Übergang zu den tieferen Bereichen befischen. Die Fische zieht es jetzt aus den tieferen Gewässerbereichen in diese Gebiete. Aber auch Flachwasserbereiche die sich Tagsüber, vom immer stärker werdenden Sonnenlicht, schnell erwärmen, können Fischkontakt bringen.

Gelegentlich kann man mit Hilfe von Polbrillen die Karpfen in Flachwasserbereichen ganz leicht tagsüber ausmachen. Fangen kann man sie dort mit Oberflächenködern wie Brot oder auch auf knallige Pop-Up Köder knapp über dem Grund.

Aber auch der Wind kann ein super Anhaltspunkt für Fische sein. Geliebt, wenn er aus Süden und Westen weht - gehasst, wenn er aus dem kalten Osten und Norden kommt. Gerade an großen Flachlandseen kann er hohen Einfluss auf die Stellenwahl haben, halten sich die Karpfen doch nach meinen Erfahrungen auf der Windseite auf. Gerade im Frühjahr, wenn der Wind aus dem Westen oder Süden kommt, bringt er meist wärmere Temperaturen mit sich. So erwärmt sich das Wasser hier schneller und der Grund wird ordentlich aufgewühlt. Gerade an den stark abfallenden Kanten im Uferbereich kann sich das positiv auf die Fangausbeute bemerkbar machen. Also wenn alle Zeichen für einen Hot-Spot fehlen, kann uns der Wind einen bieten.

Hat man sich erst einmal für eine Stelle entschieden, geht es ans vorbereiten. Ich füttere meine Stellen meistens mit einem sehr nährstoffreichen Mix an. Partikel, Pellets, Boilies und Grundfutter. Die ersten Tage setze ich dabei auf einen hohen Anteil an Partikeln, Mini-Pellets und Grundfutter. Dies soll die Karpfen schnell an diese Stellen locken. Die Partikel sollten aber so gewählt sein, dass sie die Karpfen nicht zu stark sättigen. Meine Wahl fällt auf sogenannte Mikropartikel, wie beispielsweise Hanfsamen. Diese Samen sind mein absoluter Winter/Frühling Favorit unter den Partikeln. Reis und Weizen sind weitere Partikel die sich für das Frühjahr gut eignen. Hier sollte man aber beachten, dass man mit Reis und Weizen die Fische schnell sättigen kann. Mais und Tigernüsse kommen zwar mit in den Mix, ihr Anteil ist aber um Einiges geringer. So kommt meistens nicht mehr als eine Handvoll Mais und Tigernüssen in meinem Mix. Sie würden die Fische zu schnell sättigen. Nach dem dritten Tag reduziere ich den Grundfutteranteil, den Partikelmix, sowie den Mini-Pellets Anteil und füttere mittelgroße Pellets und Boilies. Wenn ich von mittelgroßen Boilies und Pellets schreibe, meine ich Größen von 10mm bis höchstens 16mm. Diese Größen arbeiten im Frühjahr mit am besten und werden schnell von den Fischen gut aufgenommen. Die Boilies sollten gut arbeiten. Duft und Geschmack müssen sich auch im kalten Wasser gut verbreiten. Im kalten Wasser arbeiten Fettstoffe und Öle nicht so gut und können dazu beitragen, das Verbreiten des Geruchs zu verhindern. Darum setzte ich auf Boilies, die sich unter diesen Bedingungen leicht im Wasser lösen und schnell Inhaltsstoffe freisetzten.

Um den richtigen Köder zu ermitteln, machen wir den Wasserglastest. Man nimmt ein mit kaltem Wasser gefülltes Glas und beobachtet, wie schnell sich das Wasser trübt oder besser gesagt, wie schnell der Boilie auswäscht. Vergleicht man dies nun mit mehreren Sorten, kann man einen gut arbeitenden Frühjahrsboilie aus mehreren herausfinden.

Nach 10 Minuten hat der linke Boilie gewonnen!

Ein weiterer hervorragender Köder für Frühjahrskarpfen sind Maden. Mit Maden auf Karpfen? Ja mit Maden. Diese werden an einen Clip befestigt und den Karpfen genauso wie die Boilies angeboten. In überfischten Gewässern, wo Karpfen schon einen großen Bogen um jede Murmel machen, kann man mit ihnen extrem gut fangen. Gerade Maden werden vom Karpfen bei geringen Temperaturen gerne verputzt. Sie sind ihnen als Lebendköder vertraut und werden daher ohne Scheu genommen. Probiert diesen Köder ruhig mal aus, es lohnt sich!

Hat man eine Stelle längere Zeit präpariert und vielleicht schon Karpfen beim Füttern ausmachen können, kann man mit dem Angeln beginnen.

Meine Ausrüstung halte ich meistens sehr gering. So kann ich schnell die Stellen wechseln, wenn ein Spod wider erwarten doch keinen Fisch bringt. Die Aktivität der Fische steigt jetzt zwar, überall fressen sie aber trotzdem noch nicht. Deshalb sollte man da flexibel sein. Ohnehin bin ich kein Freund davon, tagelang auf einer Stelle auszuharren, um einen einzigen Fisch zu fangen. Schon im Vorhinein lege ich mir mehrere Stellen im Gewässer mit kleinen Futtermengen an. So ist es kein Problem, schnell zur besser laufenden Stelle zu wechseln. Dieses Vorgehen hat sich schon öfters bewährt und mich mit tollen Fischen belohnt. Ein Boot, Schirmzelt, Ruten, eine kleine Tacklebox, Abhakmatte, Kescher, Köder, Liege, Schlafsack, ein bisschen was zu essen und mehr brauche ich nicht. Das bisschen Tackle reicht mir für ein Wochenende völlig aus. Auf große Sachen wie ein Rod-Pod usw. verzichte ich. Die Schlepperei ist mir einfach viel zu nervig.

Wichtig ist im Frühjahr ein warmer Schlafsack. Tagsüber kann es zwar sehr warm sein, am Abend kühlt es sich aber schnell wieder ab.

Meine Montagen halte ich einfach. Eine einfache Selbsthakmontage mit einem No-Knot-Rig reicht meist aus. Bei zu komplizierten Montagen kann viel zu schnell etwas schief gehen. Mit einfachen Montagen bin ich bis jetzt am besten klargekommen. Ein kleiner Schneemann aus 10er Boilies, dekoriert mit einem kleinen PVA-Stick und ein paar zerteilten 14mm Boilies auf PVA-Schnur gezogen, dient als Hakenköder. Schneemann nennen Karpfenangler die Kombination eines normalen sinkenden Boilie mit einem Pop-Up Boilie. Durch den Pop-Up Köder hebt sich der Köder leicht von den anderen Ködern am Gewässergrund ab. Auch beim Stickmix setze ich auf einfache und schnelle Produkte.

Über den abgelegten Ködern verteile ich mit Hilfe einer Schaufel noch eine Handvoll Partikel, um die Fische länger am Platz zu halten. Auf umfangreiches Füttern am Angeltag selbst verzichte ich. Damit die Fische auch schnell unsere Köder finden, ist weniger oft mehr. Erst wenn ich einen oder mehrere Fische gefangen habe und die Bisse ausbleiben, füttere ich Boilies und Pellets nach, um die Fische am Futterplatz zu halten oder wieder auf diesen aufmerksam zu machen.

Sind die ersten Fische im Netz und die ersten Fotos gemacht, hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Ich kann euch nur den Tipp geben im Frühjahr ans Gewässer zu fahren und es auf Karpfen zu versuchen. Sind die Fische erst einmal mit dem Laichgeschäft beschäftig lassen sie sich nicht mehr so leicht fangen.

Ich wünsche Euch dicke Fische im Frühjahr und das Ihr den fischlosen Winter schnell vergesst.

Euer Jörg Wegmann

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