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Meckpomm, Internetangler !?

Ja, ja, die Internetangler sind Schuld an so ziemlich allem, gar keine Frage! So kommt es einem zumindest oft vor, denn der Begriff „Internetangler“ wird regelmäßig als Schimpfwort oder Verunglimpfung genutzt. Aber was sind denn diese „Internetangler“ überhaupt? Ist der Begriff das moderne Synonym für anonyme Maulhelden oder Stimmungsmacher unter den Anglern, die sich vornehmlich im Internet tummeln? Ich möchte das ganze hier einmal thematisieren, denn ich selbst soll einer sein!

Die Attribute, die auf „Internetangler“ vermeintlich treffen, beschreiben anonyme, ständig vor dem Rechner hängende Neider und Nörgler, die mit dem eigenen Leben unzufrieden sind und ungerechtfertigte Vorwürfe über Dritte von sich geben. Am Wasser soll die Spezies vor Jahrzehnten das letzte Mal gewesen sein. Soweit die indirekte Charakterisierung in verschiedenen Diskussionen.

Der Begriff „Internetangler“ wird vornehmlich von Autoren in Printmedien genutzt, wenn sie sich mit Kritik am Internet auseinander setzen. Aber auch zunehmend von Leuten, die pausenlos am Wasser sitzen. Aber wen will man mit diesem Sammelbegriff ansprechen? Ist das Internet womöglich per se schlecht oder schädlich? Will man das heutzutage wirklich behaupten? Das kann eigentlich auch nicht sein, denn gleichzeitig nutzen obige Personen das Internet gerne als Informationsquelle oder stellen ihr eigenes Handeln selbstgerecht dar. Also liegt es am Internet wohl eher nicht.

Wer sich unauffällig verhält – so die weitläufige Auffassung, der bietet keinerlei Angriffspunkt für jede Art von Kritikern! Der interessiert einfach niemanden! Wer viel von sich Preis gibt, bietet die Möglichkeit zur Diskussion.

Setzt man sich tatsächlich mit der Persönlichkeit derjenigen, die andere als „Internetangler“ bezeichnen, auseinander, so stellt man fest, dass jene selbst von der Kritik unmittelbar betroffen sind. Trifft die Kritik also vielleicht die Richtigen und ist die Kritik angebracht? Bislang gab es in Printmedien nur eingeschränkt die Möglichkeit, sich mit kontroversen niedergeschriebenen Meinungen auseinanderzusetzen. In Printmedien haben Autoren die klare Deutungs- und Meinungshoheit über ein Thema, egal, ob sie totalen Blödsinn zusammendichten. Leserbriefe bieten nur begrenzt die Möglichkeit, Diskussionen zu führen, wenn Sie denn überhaupt ungefiltert abgedruckt werden. Aber selbst in den Sozialen Netzwerken zieht man sich für übersteigerte Selbstdarstellung geflissentlich auf die Bereiche zurück, auf die man selbst einen administrativen Einfluss hat: Da werden dann unliebsame Meinungen wegzensiert oder Leute komplett aus Gruppen geworfen. Aber sollte man so mit Kritik umgehen?

Heute eröffnet das Internet jedem Einzelnen die Möglichkeit, seine Meinung kundzutun. Ich finde es schön, weil jeder es verdient hat, gehört zu werden. Aber ist dann nicht potentiell jeder ein anonymer Querulant? Keineswegs! Jede Meinung lässt sich auf einzelne Personen und Charaktere zurückführen. Es sind Einzelmeinungen – nicht mehr, nicht weniger! Gerade in umfänglich geführten Diskussionen sind es oft nur ein paar Duzend Personen die diskutieren, die sich argumentativ und schlagkräftig mit den einzelnen Aspekten auseinandersetzen. Daraus kann man kein Stimmungsbild ableiten. Und es ist wichtig zu betonen, dass sich Kritik der „Internetangler“ selten an der Person selbst aufreibt, sondern immer um deren Handlung! Das kann man gerne nach ein paar Wochen und Monaten, nachdem die Zornesröte aus dem Gesicht verschwunden ist, nochmal nachlesen. Dieser hat das geschrieben, jener hat das getan. Aber richtig, niemand liest gerne Anschuldigungen zur eigenen Person. Niemand gerät gerne in die Defensive und schon gar nicht im Internet, wie es scheint. Durch neue Informationen und Belege, lassen sich haltlose Vorwürfe schnell entkräften und übereifrige Kritiker geraten in die Defensive. Setzt euch doch bitte sachlich mit der Argumenten auseinander!

Oft wird bemängelt, dass sich die Leute im Internet anonym verhalten und keine Klarnamen nutzen. Sicher nachvollziehbar, aber vergessen wir bitte nicht, um was es eigentlich geht: Internetangler. Das Angeln ist für viele Menschen nicht zentraler Lebensinhalt, sondern soll Ausgleich für jeden Einzelnen sein. Muss man sein Hobby offen nach außen tragen? Gibt es vielleicht auch soziale oder berufliche Nachteile? Das passiert schon im einfachsten Fall, wenn die ungeliebte Schwiegermutter am Sonntagmorgen den wahren Grund entdeckt, warum der Schwiegersohn am Vorabend nicht zur Geburtstagsfeier kommen konnte… Es gibt verschiedene Situationen, in denen Menschen bewusst die Namen von Mitmenschen in Suchmaschinen tippen! Klarnamen für ein Hobby? Eher doch unwahrscheinlich! Schaut man dann tatsächlich mal genauer hin, sind selbst jene, die „Internetangler“ für ihre Anonymität kritisieren, aber das Internet als Informationsquelle für den nächsten Frankreichtrip oder den halbfertigen Artikel anzapfen, in aller Regel anonym hinter Nicknamen unterwegs. Denn interessanterweise wissen alle, welche vermeintlich unhaltbaren Vorwürfe wo gerade geschrieben werden, ohne selbst irgendwo mit Klarnamen aufzutreten.

Ich selbst bin schon seit mehr als 15°Jahre in allen möglichen Internetforen aktiv, die sich irgendwie mit dem Karpfenangeln beschäftigen. Das Internet hat dieses Hobby für mich wesentlich mitbestimmt. Wenn man ein Hobby intensiv betreibt, dann sucht man auch im Internet nach Informationen. Man liest Informationen, bildet sich seine Meinung und äußert diese, um in der Diskussion weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Da ich das Internet als Informationsquelle so sehr schätze, habe ich mich an verschiedenen Stellen unter anderem als Moderator im Forum Karpfen-Spezial eingebracht. Und ja, ich bin vermutlich jeden Tag online, ganz sicher häufiger als ich am Wasser sitze. Ganz böse, ich weiß! Und selbst wenn ich am Wasser sitze, bin ich online. Aber Angeln ist und bleibt nur ein Hobby. In den vergangenen 15°Jahren habe ich auch die Schule abgeschlossen, studiert, wissenschaftlich geforscht, angefangen zu arbeiten und bin jetzt in einem anspruchs- und verantwortungsvollen Job angekommen. Ich habe Sportarten betrieben, denen ich in manchen Jahren mehr Zeit als dem Karpfenangeln gewidmet habe. Partnerinnen, Freunde und Familie, all das und sicher nicht neben einem Hobby… Nehmt einfach das Hobby nicht zu ernst, setzt die Prioritäten richtig!

Aber ja, ich bin selbst ein Internetangler! Aber ich entscheide bewusst! Ich entscheide selbst, was ich wem von meinem Hobby preisgebe. Ich habe mich bewusst für und gegen einzelne Soziale Netzwerke entschieden. Ich habe meine eigene Meinung, die nicht immer weichgespült ist, aber nicht unumstößlich feststeht. Ich habe in der Vergangenheit viele „Internetangler“ aber auch Szenestars persönlich kennenlernen dürfen. Lernt man „Internetangler“ kennen, stößt man hinter Internetprofilen plötzlich auf richtige Menschen. Man ist sicher nicht immer einer Meinung, aber muss man das sein?

Wenn man im Leben sozial integriert ist, geht man zwangsläufig nicht mit jedem Mitmenschen und mit jeder Meinung konform: Das passiert auf hochwissenschaftlichen Kongressen genauso wie am Stammtisch oder nach dem Kinoabend mit Freunden. Das hat mit dem Karpfenangeln oder dem Internet rein gar nichts zu tun. Das müssen auch einzelkämpfende Dauerangler mit 400 Nächten am Wasser pro Jahr und selbsternannte Szenestar mit viele, viele Printartikeln, DVD-Sammlung oder Kleidungskollektion mit dem eigenen Konterfei akzeptieren.

Ihr seht das anders? Wie steht ihr allgemein zum Thema Internetangler? Hab ich unrecht? Ich habe diese 1.000 Wörter nicht geschrieben, weil ich alles weiß. Denkt einen Augenblick über meine Aussagen nach und teilt mir gerne eure Meinung (meckpomm@fullrun.de) mit! Sollten sich einige interessante und neue Ansatzpunkte ergeben, werde ich diese in einigen Wochen an dieser Stelle (gerne auch anonym) zusammenfassen.

In diesem Sinne…

Meckpomm

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