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Nils Oetjen

Hey Nils, schön Dich bei uns im Interview zu haben. Viele kennen Dich als Teamer der Bait Schmiede Successful Baits und von Deiner Facebook Seite “No limits, only fishing“. Erzähl unseren Lesern doch mal in welchem Alter und vor allem wie Du zum angeln gekommen bist?

Hallo Tobias, Hallo liebe Leser des Portals Fullrun. Erstmal danke für das Interesse an meine Person und meine „Art“ der Karpfenangelei.

Ja wo soll ich da anfangen. Es ist wie bei so vielen der Opa. Immer wenn meine Eltern zu einer Feier eingeladen waren musste ich bei Oma und Opa schlafen. Und irgendwann bin ich morgens aufgewacht und habe Opa beobachtet wie er sich seine Gummistiefel anzog und seine Bambusruten, Tasche, Klappstuhl etc. schnappte und das Haus verließ. Ich war fasziniert und neugierig zu gleich. Wo geht Opa um 4Uhr morgens mit dem ganzen Zeug hin. Da war ich 4,5 Jahre alt und durfte mit 5 das erste mal mit. Die Spannungsphase die zu dem Zeit aufgebaut wurde bis es soweit war ist zu vergleichen mit der Überraschungsei Werbung im TV.... Nicht auszuhalten..... Um so mehr habe ich mich über meinen ersten Riesen gefreut. Ein Handlanges Rotauge....YEAH.....

...YEAH... Also vom Handlangen Rotauge zum Karpfen Spezi. Wie kam es dazu, das Du dich gerade auf das Karpfenfischen spezialisiert hast?

Mit dem Karpfen ist das so ne Sache. Ich habe vom 13 Lebensjahr an meinen Nachbarn, einen Profistipper aus Holland, begleitet beim Fischen. Das war ein Quantensprung in meiner Art der Angelei. Dieser Mensch hat mich zu dem gemacht was ich später bzw. jetzt wurde. Angler durch und durch. In der Zeit war das Wettkampfangeln noch sehr populär. Diese war für früh pubertierende heranwachsende wie mich natürlich das richtige Portal um mich selber dar zu stellen. Aber auch der Kontakt zu gleich gesinnten hat mich angespornt dort mit zu machen.

Dort lernte ich genau wie heute die unterschiedlichsten Leute kennen.

Jungs die meinen alles zu können aber nie was fangen. Außer mit dem Mund. Leute die nur Kommerz machen wollen und keine Plan haben was sie da tun. Ja das gab es damals schon. Nur damals waren es nicht CD´s und Bücher sondern selbst gezüchtete Würmer und Maden.

Na ja egal ich schweife ab.

Irgendwann wurde das Wettkampfangeln verboten. Das muss 1988 gewesen sein wenn ich mich recht daran erinnere. Es stand also ein Wechsel an bzw. was neues musste her. Das war auch schnell gefunden. Specimen Hunting hatte ich mal gelesen. Das musste es sein. Da geht’s ab. Bloss wtf ist das? Ah alles klar. Karpfen. Karpfen? Da war doch was... Diese komischen Biester die mich zig Montagen kosteten an meiner 14,5m unberingten..... Und durch die ganzen Stunden beim Stippen am Wasser, damals die Wümme in Ottersberg, wussten mein damaliger Angelfreund (RIP) und ich genau wo die dicken waren.....

So kam es das wir uns an die Karpfen heran machten. Allerdings noch ohne Boilies etc. Kartoffel und Stachelschweinpose waren unsere Mittel..... Sehr kurze Vorfächer genau austariert......

Das war der Start ins verderben..... :-)

Der Frühling steht vor der Tür. Wann beginnt für Dich die Angelsaison und wann endet sie?

Früher mit dem ersten Frost und beginnend wenn das Wasser im Frühjahr wieder offen war. Ich kann mich noch an zugefrorene Flüsse erinnern. Gibt es heute ja nicht mehr dank Treibhauseffekt.

Dann gab es Zeiten da habe ich nie aufgehört. Im Winter nach Afrika oder Südfrankreich. Da kann man es aushalten.......

Jetzt mache ich es so da ich beruflich sehr flexibel bin das ich die Fische im Winter komplett in Ruhe lasse und mich auf die 8 besten Monate konzentriere. Dann aber auch mit voller Hingabe. Das beginnt mit erreichen der 8 Grad Wassertemperatur und endet wenn mir unterm Schirm zu kalt wird.... :-)

Du fischt viel im Ausland. Welche Art von Gewässer hat es Dir besonders angetan und warum?

Alles was groß ist und wo ich die Erdkrümmung am Horizont erkennen kann. Also fast. Ich liebe die großen Seen in Nordfrankreich. Genauso wie die Rhone. Ich kann gar nicht genau sagen welches Gewässer mich besonders kickt. Ich mache es immer davon abhängig wo gerade was geht. Nichts ist für mich schlimmer als an einen Platz „angekettet“ zu sein. Ich habe es das ein oder andere mal selber erfahren dürfen am Rainbow Lake. Da war an moven nicht zu denken...... Letztendlich entscheiden Taktik und Timing bei mir wo ich hinfahre.

Gibt es Gewässer von denen du dich einfach nicht trennen kannst? Die du immer und immer wieder ansteuern musst? Und wieso zieht es dich immer wieder dort hin?

Ja die gibt es. Es ist wie immer die Weser mit ihren Schätzen die sie beherbergt. Dann natürlich der Cassien an dem ich Freundschaften schloss und auch viele zum Teufel jagte. Nee mal im ernst. Cassien. Klar das Traumgewässer nicht nur für mich. Nur leider haben äußere Einflüsse dazu geführt das ich diesen See erst mal nicht mehr befischen werde. Ich habe eine andere Perle der ich mich seit 3 Jahren verstärkt widme. Bitte seht es mir nach das ich das für mich behalten möchte.

Und dann im Herbst ist da natürlich das jährliche befischen der großen Seen in Nordfrankreich. Nach dem ganzen verwöhnten Monaten in Südeuropa komme ich zum runter fahren meiner Angelei immer wieder im Herbst an diese Seen. Keine anderen Seen haben mich so gekickt wie die 3-4 großen im Norden. Lac du Der, Orient, Temple und Amance.

Leider wurden auch viele nahe liegende Puffs mit diesen Fischen ausgestattet. Aber die Abwachsrate ist so gewaltig wie viele Fänge beweisen das es kaum auffällt wenn einer weg ist.......

Bekanntlich magst Du gerade die rauen Wetterbedingungen bei Deinen Sessions. Welche ist Dir da besonders in Erinnerung geblieben?

Ja die mag ich aber eigentlich nur im Herbst an den vorher von mir beschriebenen Seen. Ich kann mich eigentlich nicht an ein Extrem im besonderen erinnern. Vielleicht Sturm Lothar im Winter 2001 am Cassien. Oder die vielen Stürme am Salagou wo alles weg flog weil man im Felsgestein die Heringe nicht richtig rein bekommt. Wirklich alles!!!!!! Oder im Norden wenn man 3-4 Tage nicht raus kommt aufs Wasser weil die Wellen 1m Plus sind. Oder überflutet Straßen an der Rhone bei Unwettern.

Mir ist keines besonders in Erinnerung geblieben. Alle bleiben sie mir in guter Erinnerung weil es danach immer viele und dicke Fische gab........

Wie lange dauerte Deine längste Session?

4,5Monate. 2 Monate ist jedes Jahr normal.

Gibt es Länder / Gewässer die für Dich noch auf der anglerischen “to do Liste“ stehen?

Ja die gibt es. Aber entweder passt es gerade aufgrund der politischen Situation dort nicht oder aufgrund der Kriminalität.

Andere ruhigere sind in Ex Jugoslawien. Kroatien, Slowenien, Serbien wobei da auch noch nichts sicher ist. Und ganz oben steht Südafrika........

Du schreibst auf Deiner Facebook Seite, das man Dich auf Deinen Touren begleiten kann. Was erwartet Deine Begleitung und was setzt Du voraus? Wie können die Leute mit dir diesbezüglich Kontakt aufnehmen?

Danke das du es ansprichst Tobias. Ich bekomme sehr viele Anfragen was das betrifft.

Ich habe in der Tat sehr viele Anfragen. Und das nur über Facebook. Einen Internetpräsenz ist in Planung und wird dieses Jahr noch online gehen.

Ich biete es gerne an das die Leute mich ein paar Tage begleiten und dann alleine weiter ziehen. Sozusagen ausgestattet mit dem wichtigsten von mir und dann selber ein Abenteuer bestehen/erleben. Allerdings kann ich nicht jeden mitnehmen da es an der Ausrüstung vieler Interessenten scheitert. So ist es gerade in den Sommermonaten sehr wichtig das man schnell moven kann ohne dafür einen ganzen Tag braucht nur weil man ein Schlauchboot plus Batterien und 2-Mann Zelt unbedingt braucht..... Gerade diese Dinge die ich Campingangeln nenne blockieren einen beim Fischen mehr als sie einen geben.

Des weiteren sollte man schon ein wenig Plan haben von dem was man tut. Ich bin nicht der Kindergärtner der einen alles von Hakenbinden bis Banane fahren beibringt.

Was ich dann aber gerne mache ist den Leuten dann am Wasser alles zu zeigen was wichtig ist um fische zu fangen. Von Location über Drillverhalten bis hin Verhalten im Ausland am Wasser. Den die Nachhaltigkeit steht für mich an erster Stelle im Ausland. Es bringt niemanden etwas wenn man das Jahr darauf wieder hin fährt und fest stellt das verbrannte Erde hinter lassen wurde und die Gesetzeshüter einen besonders im Auge haben oder alles mit verboten überziehen.

Gerade in unsere Zeit spielt das Internet auch in der Karpfenszene eine große Rolle. Wie empfindest Du diese Entwicklung?

Gehört für mich mittlerweile dazu. Allerdings verkneifen es sich viele bekannte Angler Kommentare auf Fragen von jüngeren zu beantworten da sie in der Regel eh alles besser wissen. Ich spare es mir mittlerweile auch fast komplett PN´s zu beantworten. Geschweige den in Foren oder Facebookgruppen aktiv an dem Gruppenleben dran teil zu nehmen. Ich gebe mein Wissen gerne weiter. Aber nicht im Internet sondern am Wasser. Aus diesem Grund habe ich die Workshops ins leben gerufen. Der erste findet vom 17.4. -19.4.2015 an einem Fluss mit 12 Teilnehmern statt.

Wir haben dich gerade in den Sozialen Netzwerken als einen Mensch mit eigener Meinung Kennen gelehrt. Du stehst zu dem was du sagst, ganz gleich was andere davon halten. Du schwimmst nicht auf einer Welle mit allen anderen mit. Hattest du durch diese Einstellung in der Vergangenheit auch schon negative Erfahrungen gemacht? Wie sahen diese für dich aus?

Na klar gab es das. Beleidigungen. Drohungen. Androhung körperlicher Gewalt etc etc..... Ich stehe aber über diesen Dingen da es meist ganz ganz arme dumme Menschen sind die dieses machen. Vor allem jüngere. Ich gebe aber nichts drauf da ich in meinem Leben schon ganz andere Sachen gemeistert habe.

Anders sieht es aus wenn selbst ernannte Scenegrößen versuche mich bei meinem Sponsor Christian Heymanns von Successful-Baits zu diskreditieren.Dann werde ich bissig und kann auch ganz gut austeilen. Was ich leider in der Vergangenheit auch tun musste. Aber im ;Moment ist es sehr ruhig und ich kümmere mich um mein Leben. Was die anderen Minusmenschen vielleicht auch mal tun sollten anstatt Lügen zu verbreiten....Mehr möchte ich dazu jetzt nicht schreiben.

Was ist dein absolutes No-Go was das angeln betrifft?

Müll am Wasser zu hinterlassen.

Verrate uns doch noch deine skurrilste Geschichte, die du am Wasser erlebt hast. Was war so verrückt, dass du es einfach nicht mehr aus deinem Kopf bekommst?

Puuuuuh. Ich habe so viele erlebt.... Für viele cool für mich schon normal zum Beispiel Haken selber entfernen am Wasser. Ja auch ich stelle mich manchmal dumm an. Ist menschlich ;-) Oder Stürme im Süden wo ganze Boote und Camps weg fliegen. Und das mitten in der Nacht...... Eine angeberische/anglerische Geschichte habe ich mal mit Frank Weirich vor 8 Jahren am Cassien erlebt. Wir kamen an unserem Platz an und neben uns fischte Malcom Miller aus England. Zu der Zeit noch aktiv als Testangler bei Mistral. Ich kannte ihn durch häufigere Begegnungen in ganz Südfrankreich. Wir waren noch mitten auf dem Wasser aber es war schon recht spät und die anstrengende Fahrt zerrte an uns. Eine Mütze Schlaf wäre jetzt toll. Ich wollte aber als allererstes noch füttern. Bevor wir also unseren Platz erreichten fütterte ich ca. 50kg Boilies und Tigers großflächig an den Spot den ich schon Jahre kannte an. Malcom brüllte sogleich übers Wasser was ich den für ein Idiot wäre etc..... Man kennt die Engländer:-)

Als ich am Ufer ankam stand er auch schon da und erkannte mich. Nach einer kurzen aber freudigen Begrüßung sagte er mir das es ein Fehler war diese Menge zu füttern. Ich entgegnete ihm das ich schon wüsste was ich tat.

Nachdem wir unsere Liegen aufgestellt hatten gab es noch ein Bier und dann schliefen wir auch schon ein. Angeln wollten wir heute nicht mehr. Gegen 23Uhr wachte ich auf . Was geht den da draußen auf dem Wasser ab? Es rollten die Fische wie doof. Selten das ich so was erlebte. Ich saß auf meiner Liege und ließ sie Stimmung einfach auf mich wirken. Nach ca. 1h fing ich an meine Ruten aufzubauen. Rigs wurden gebunden. Bleie heraus gesucht. Alles ganz leise um auch ja jeden Platscher der Fische mit zu bekommen. Und auch so leise das der alte Mann weiter schlafen konnte. Als die ersten Sonnenstrahlen die Berge überquerten war ich mit allem fertig und mit mir selber auch. Jetzt brauchte ich etwas Schlaf. Aber da hatte ich nicht mit Malcom gerechnet.... Nils Nils i catch a 46Pounder. Please make fotos....

Na klar mach ich das. Frank war auch wach und ich schilderte ihm kurz meine Nacht. Er machte riesige Augen.... Ich sagte ihm das wir dem Engländer mal in den nächsten 10 Tagen zeigen wo der Frosch die locken hat.... Hätte ich Malcom zu dem Zeitpunkt gesagt das er die nächsten 9Tage nicht einen Fisch fangen würde, ich denke er hätte sich halb tot gelacht.

Aber genauso kam es die nächsten 9 Tage für ihn. Zero. Null. Nix.

Frank und ich fingen Fisch auf Fisch. Ein e Wahnsinns Session von der ich bis heute noch nicht berichtet habe. Aber es war so.

Und trotz dieser unglaublichen Serie oder vielleicht gerade deshalb, sind Malcom und ich heute immer noch sehr sehr gute Freunde. So etwas gibt es leider sehr selten in unserem Hobby. Und dann auch noch zwischen einem Engländer und einem Deutschen.

Vielmehr wird doch gerne gehatet und gelogen wo es nur geht. Arme Menschen diese.....

Dieses Jahr fischen wir wieder im Süden zusammen. Aber nicht am Cassien. Ich freue mich diebisch darauf mit diesem „Typen“ wieder angeln zu dürfen. Und meine RR wird sicher wieder 3kg zunehmen durch Malcoms Dogbisquit....

Was hast Du für die Zukunft geplant? Arbeitest Du momentan an neuen Projekten?

Ich arbeite momentan verstärkt an verschiedenen Workshops hier zu lande. An diesen Workshops können alle interessierten teilnehmen. Ich versuche dort den Teilnehmern Tipps und Tricks bei zu bringen oder das Fischen auf Karpfen im ganzen. Immer an unterschiedlichen Gewässern. Und damit verbunden eben auch mit unterschiedlicher Herangehensweisen. Futtertaktiken. Bootsnutzung. Echolot lesen. Flüsse und ihre Strudel richtig deuten können. Etc etc..... Ich habe bisher eine wirklich durchweg positive Resonanz auf mein vorhaben bekommen. Und er erste Workshop steht auch schon....

Ich bedanke mich für die Möglichkeit einen, wenn auch nur kleinen, Einblick in meine Art des Angelns geben zu dürfen und wünsche allen Lesern stramme Schnüre und das Quäntchen Glück was dazu gehört.

No limits, only fishing.............

Nils, ich bedanke mich das Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich würde mich freuen Dich mal am Wasser anzutreffen.

Tobias Benscheid & Nils Oetjen

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