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Thomas Talaga

Diesmal haben wir für euch Thomas Talaga im Interview, Teamangler im deutschen Korda Team und ein wahres Urgestein der Karpfenszene. Schon in den frühen 80er Jahren konnte man ihn an den heute bekannten, großen Gewässern in Frankreich antreffen.

Thomas, ich freue mich, dich als Interviewpartner gewonnen zu haben. Wir beide hatten ja zu früheren Zeiten schon einmal das Vergnügen. Erzähl unseren Lesern doch mal, in welchem Alter und wie überhaupt du zum Angeln gekommen bist.

Zuerst einmal vielen Dank für dein Interesse an meiner Person, Jörg. Auf der einen Seite bin ich natürlich sehr erfreut darüber und auf der anderen Seite fühle ich mich sehr geehrt, mich deinen Fragen zu stellen.

Ich angele schon solange ich denken kann. Bereits als kleiner Lausbub war ich schon von jeglicher Art von Gewässern fasziniert. Zuerst habe ich nur meinen Vater und Onkel beim Fischen begleitet. Bei dieser Gelegenheit fielen mir natürlich allerhand Flausen ein, sodass mein Eskortservice nicht unbedingt großen Anklang fand. Doch spätestens nachdem ich dann meine erste, eigene Angelrute von meinem Onkel geschenkt bekam, packte mich auch selber das Fieber eigene Fische zu fangen.

Was hat dich damals dazu gebracht, dich gerade auf das Karpfenfischen zu spezialisieren?

In den Anfangsjahren habe ich eigentlich auf alles geangelt, was Flossen hat. So nach und nach hat sich dann aber bei mir die Stippfischerei durchgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt war das Wettfischen noch ziemlich populär. Doch welcher Angler ist nicht daran interessiert, auch mal einen wirklich kapitalen Brocken an Land zu ziehen? Bei mir war es jedenfalls so. Viel zu oft hatte ich bei meiner Stipperei schon große Karpfen beobachten können. Und genau so einen wollte ich gerne mal fangen. Zur Erklärung: Zu diesem Zeitpunkt war ein 20Pfünder ein absoluter Gigant der Extraklasse. Kaum einer der alten Hasen konnte mir bis dato über so ein spektakuläres Fangerlebnis berichten. Von daher hatte ich es mir in den Kopf gesetzt, die Vorreiterposition einzunehmen, um ihnen von solch einem spektakulären Fangerfolg berichten zu können. Die ersten Versuche startete ich mit Dosenmais, Brotflocke und Kartoffel. Eine ganze Reihe von schönen Karpfen konnte ich hiermit überlisten. Bei der ungekannt ungestümen Kampfkraft dieser tollen Fänge blieb mir so manches Mal der Atem stehen. Damit hatte mich der Virus des Karpfenfischens auch schon gepackt und in seinen magischen Bann gezogen.

In den frühen 80er Jahren warst du schon an den großen französischen Gewässern unterwegs und hast dort auf Karpfen geangelt. Wie kamst du damals darauf dafür bis nach Frankreich zu fahren? Und woher hattest du zu dieser Zeit die passenden Infos über die Gewässer oder deren Fischbarkeit? Ich denke, heute ist das dank dem Internet und hunderten Anglern, die schon etwas Ähnliches gemacht haben, kein großes Problem mehr. Früher allerdings muss es doch sehr schwer gewesen sein, an Infos zu kommen. Oder bist du damals aus blauem Dunst losgereist?

Den Anfang machte eine Reportage in der Zeitschrift Blinker. Hierin wurde über die ersten Pioniere, die den damals noch völlig unbekannten See mit dem schönen Namen Lac de Saint Cassien befischt haben, berichtet. Das tolle Urlaubspanorama und vor allen Dingen auch die gigantischen Karpfen waren eine wahre Augenweide. Keine Frage, diesen See musste ich einfach auch beangeln. Dieses Vorhaben war das erste dieser Art, welches ich zusammen mit meinem größeren Bruder in die Tat umsetzte. Dass es dabei nicht blieb, weißt du ja bereits. Vollkommen angetan von den tollen Gewässern und deren Bewohnern unserer französischen Nachbarn, war ich ab diesem Zeitpunkt noch sehr viel häufiger in diese Richtung unterwegs. Wie du schon angesprochen hast, detaillierte Informationen waren damals absolute Mangelware. Jeder Trip gestaltete sich zu einem wahren Abenteuer. Für die heutige Generation von Anglern ist dies wahrscheinlich kaum nachvollziehbar.

Wie lange hat es damals gedauert, bis sich in Frankreich bei dir erste Erfolge gezeigt haben?

Die ersten Fische fingen wir recht schnell, doch die wirklichen Giganten, die wir uns ehrlich gesagt erhofft hatten, waren allerdings nicht dabei.

Reist du auch heute noch weite Stecken zum Angeln?

Ja! Erst neulich, sprich vergangene Woche, war ich mit einem guten Freund wieder in Frankreich unterwegs. In Nordfrankreich hat uns da allerdings der kräftige Temperatursturz einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. An dem durchschnittlich nur zwei Meter flachen Gewässer wirkten die Karpfen davon wie gelähmt. Noch nicht einmal mit Dosenmais oder Madenclip ließen sie sich aus der Reserve locken. Wie du daran unschwer erkennen kannst, auch mir springen die Fische nicht in den Kescher. Und vor einem Blank bin auch ich nicht gefeit.

Ist Frankreich dein Favorit in Sachen Angeln im Ausland oder gibt es für dich noch andere spannende Länder, in denen du anzutreffen bist oder gerne noch hinreisen möchtest?

Bis dato hat es mich außer nach Frankreich nur in die Niederlande und nach Italien verschlagen. Es ist durchaus gut möglich, dass ich zusammen mit einem Freund in der kommenden Saison abermals in Norditalien fischen werde.

Bei solchen Touren, grade auch für einen längeren Zeitraum, schleppen wir immer viel Zeugs mit uns rum. Und wissen meinst nicht wie wir alles zum Zielort bringen können. Wie hast du dieses Problem für dich gelöst? Welches Gefährt begleitet dich?

Auch wenn es kaum glaubwürdig erscheint: Bei unserem ersten Trip zum Cassien sind wir zu Zweit mit einem popeligen Opel Ascona ausgekommen. Von Teckelwahn waren wir zu diesem Zeitpunkt mehr als nur weit entfernt. Heutzutage ist so ein Unterfangen sicherlich ohne einen Kombi kaum mehr möglich. Ich kenne gar eine ganze Reihe von Leuten, die bei derartigen Vorhaben mit zwei Kombis samt Dachträgern an den Start gehen. Ich beschränke mich hingegen eher auf die Basics. Ein funktionierendes Setup, gepaart mit einer guten Portion ordentlichem Futter reicht meist überall für ansehnliche Fänge aus. Von daher reicht mir und meinem jeweiligen Partner das Fassungsvermögen eines normalen Kombis samt Dachträger vollkommen aus.

Fluss, Kanal oder See? Welche Art des Gewässers ist dein Liebling?

Ich habe mich voll und ganz der Fischerei an stehenden Gewässern verschrieben. Auf Flüsse weiche ich nur dann aus, wenn die winterlichen Bedingungen das Angeln an Seen unmöglich machen.

An welchen Gewässern findet man dich öfters? Welche würdest du als deine Hausgewässer bezeichnen?

Ich befische nahezu ausnahmslos Baggerseen meiner Umgebung. Je größer so ein Gewässertyp ist, umso interessanter ist er für mich. In der Regel ist hier der Fischbestand nicht bekannt wie ein bunter Hund. An solchen Seen kann halt alles passieren. Noch dazu bevorzuge ich Gewässer, die einen recht dünnen Fischbestand aufweisen. Hier ist die Chance auf einen wirklichen Ausnahmefisch weit größer als an Seen mit massiverem Besatz. Außerdem sind dann die Fische oftmals nicht auf unser Futter angewiesen. All diese Umstände machen dann die Fischerei zu einer wirklichen Herausforderung. Jeder einzelne Anbiss kann dann als echter Erfolg verbucht werden.

Wenn du zurückschaust, was war bis jetzt dein größter anglerischer Erfolg?

Ich denke, ich habe in den letzten 30 Jahren schon so viele tolle Fische gefangen, auf die ich mit ein wenig Stolz zurückblicken kann. Mein Blick richtet sich eher nach vorne. Für mich muss heutzutage auch das Gesamtpaket stimmen. Allein der ein oder andere große Fisch reicht mir dabei bei weitem nicht aus. Mir müssen auch die äußeren Umstände zusagen. Wenn ich mir ein Gewässer anschaue, stellt sich entweder direkt das passende Gefühl dazu ein oder ich lasse die Finger davon. Eine ansprechende Umgebung, viel Natur, der sich bei mir prompt einstellende Klick zu dem jeweiligen Gewässer und ich bin Feuer und Flamme. Die Fische stellen sich dann eh von selber ein.

Verrate uns doch auch, was war das skurrilste, was du am Wasser erlebt hast? Und was kann dich beim Angeln so richtig auf die Palme bringen?

Am besten fange ich zuerst mit der negativen Seite an: Ich finde es respektlos, wenn Angler sich frech weg in ein gemachtes Nest setzen. Die einen Jungs geben sich große Mühe und machen sich dabei viel Arbeit, dann kommen die fiesen Schmarotzkies und heimsen den Lohn dafür ein. Was würden diese Typen denn wohl dazu sagen, wenn Kollegen am Ende des Monats ihren eigentlich zustehenden Arbeitslohn vom Lohnbüro überwiesen bekommen würden?

Beim Angeln gibt es unheimlich viele skurrile Ereignisse. Da brauche ich nicht lange in der Vergangenheit zu kramen. Erst kürzlich hatte ich so ein Ereignis, welches ich so betiteln würde. Auf ganzer Linie erfolglos, begann ich mittags mit dem Packen meiner sieben Sachen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits alles bis auf die im Gras liegenden Angelruten verstaut. Der Reihe nach war ich gerade dabei auch diese einzukurbeln und in mein Futteral zu packen. Ich hatte gerade damit begonnen, die vorletzte Rute auseinander zu stecken, da geschah das Unglaubliche. Zuerst vernahm ich nur ein leichtes Klicken, dann surrte auf einmal die Rollenbremse rasant und lautstark los. In wirklich allerletzter Sekunde kam ich so doch noch zu meinem nicht mehr erwarteten Erfolgserlebnis. Doch gefangen hatte ich damit den Fisch noch längst nicht. Während des Drillens auch noch einen Kescher zu montieren, ging auch mir nicht so ganz locker von der Hand. Gelohnt hatte sich dieses chaotische Geschehen aber allemal. Zu meiner Überraschung konnte ich auf diese Manier immerhin noch einen der Topfische dieses Gewässers erbeuten. Absolut gigantisch, nicht wahr? Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie ich mich über diesen ganz besonderen Fang gefreut habe. Wie du ebenfalls hieran unschwer erkennen kannst, auch ich brauche nicht nur ab und zu das notwendige Glück des Tüchtigen.

Dein damalig veröffentlichtes Buch "Watercraft" hat in der Szene ja mittlerweile einen Kultstatus erlangt. Gebrauchte Exemplare werden Teils für utopische Summen weitergereicht. Hast du schon mal mit dem Gedanken einer Neuauflage gespielt?

Als nicht ganz unbeteiligter Autor an diesem Buch bin ich natürlich sehr stolz über den Anklang, den dieses Projekt gefunden hat. Leider liegt die Entscheidung für eine Neuauflage nicht alleine in meinen Händen.

Du bist ja sehr oft in den verschiedensten Medien und auf Messen unterwegs, was hast du für die Zukunft geplant? Arbeitest du momentan an neuen Projekten?

Konträr zu der Entscheidung Watercraft neu aufzulegen, habe ich es allerdings in den Händen ein gänzlich neues Buch zu verfassen. Und genau hieran arbeite ich zurzeit immer noch mit Nachdruck. Sofern alles planungsgemäß von statten gegangen wäre, könnte ich heute schon damit glänzen. Manchmal im Leben kommt allerdings alles etwas anders als man denkt und letztendlich benötigt man mehr Zeit für so ein Projekt als zuvor geplant. Immer meinen eigenen Anspruch vor Augen, möchte ich um nichts auf der Welt einfach nur ein weiteres Buch auf den Markt bringen. Nein, viel mehr muss es ein weiteres Werk werden, von dem auch noch in ferner Zukunft die Rede sein soll.

Boilies oder Köder interessieren sicherlich jeden ambitionierten Karpfenangler. Doch um das Wissen der kleinen wichtigen Dinge die hieraus etwas ganz Besonderes machen, wird oftmals eine regelrechte Geheimniskrämerei gemacht.

Auch in Hinsicht auf Taktik und Strategie ist noch lange nicht das gesagt worden, was man dazu noch alles schreiben könnte.

Gerade bei meiner persönlichen Angelei stehen diese Thematiken regelmäßig im Vordergrund. Sie entscheiden oftmals alleinig über den Erfolg oder ob wir einfach nur unsere Zeit am Wasser absitzen. Mein Fischen ist voll und ganz auf Effizienz ausgerichtet. In der Kürze der Zeit das maximale Ergebnis herauszukitzeln, ist für mich das absolute Maß der Dinge. Nicht selten bekomme ich so schon einen Anbiss, bevor ich überhaupt all meine Montagen ausgebracht habe. Mehrfach hatte ich gar noch die gerade eben erst ausgeworfene Rute in den Händen und schon wurde sie mir beinahe von einem gierigen Fisch förmlich entrissen. Bedenkt man hierbei, dass an meinen Gewässern ein Ansitz mit einer einzigen Aktion bereits ein Topergebnis darstellt, so ist solch ein Ereignis mehr als überraschend. Ohne Frage, hierfür muss einfach alles passen. Vom Köder, über den richtigen Zeitpunkt und Spot, bis hin zur passenden Strategie. All dies will gut durchdacht sein. Ohne wenn und aber, in meinem neuen Buch werde ich kein einziges Blatt vor den Mund nehmen. Unsinnige Augenwischerei der Werbung führenden Industrie werde ich ebenso ins rechte Licht rücken. Selbst meine kleinen Erfolgsgeheimnisse werde ich darin lüften und für jedermann nachvollziehbar und transparent beschreiben.

So, jetzt ist aber genug der Vorschau, mehr wird nicht verraten. Pünktlich zum Spätherbst/Winter 2015 wird es druckfrisch auf den einschlägigen Messen erhältlich sein. Lass dich einfach überraschen!

Thomas, ich danke dir für das nette Gespräch und deine Offenheit. Ich würde mich freuen, dich demnächst auch mal am Wasser anzutreffen.

Jörg Thomas & Thomas Talaga