Felix Scheuermann im Interview
Wir freuen uns auf ein Interview mit Felix Scheuermann, dem erfolgreichsten Teilnehmer der aktuellen Feeder WM. Drei Medaillen bei Weltmeisterschaften konnte Felix schon für sich verbuchen. Neben der WM steht der Name Felix Scheuermann, seit Entstehen, für die MS Range von Sänger.
Erstmal eine obligatorische Frage. Erzähl uns bitte etwas über Deinen anglerischen Werdegang!
Angefangen mit dem Angeln habe ich mit 6 Jahren. Da sowohl mein Vater als auch meine Mutter angelten und wir jeden Sonntag am See waren, konnte ich es ja praktisch kaum vermeiden, zum Angeln zu kommen. Sofort war ich mit dem Virus infiziert und wollte jede freie Minute am Wasser verbringen. Seit meinem 12. Lebensjahr besuche ich nahezu jedes Wochenende Hegefischen, um mein Hobby mit gleichgesinnten zu teilen. Nach dem Tod meines Vaters hat mich Thorsten Ohl damals Wochenende für Wochenende mit ans Wasser geschleift und ich konnte viel von ihm lernen. Seit 2006 fischten wir dann gemeinsam im Team Schlögl, mit dem wir etliche Erfolge erzielen konnten.
Du bist schon seit dem Entstehen der MS Range von Sänger dort im Team, wie kam es dazu?
Dafür war wie es der Name schon sagt, Michael Schlögl ausschlaggebend. Nachdem er von Mosella zu Sänger gewechselt ist, hat er natürlich auch sein Team Schlögl mit dort hin genommen. Wir haben uns immer gut verstanden und sind alle angelverrückt. Somit konnten wir über viele Probleme bei bestehenden Angelsachen diskutieren oder Ideen für neue Produkte sammeln und umsetzen.
Erzähl uns bitte von Deiner Arbeit bzw. Deinen Aufgaben dort!
Die MS Range ist mittlerweile 5 Jahre alt. Von der Pieke auf haben wir dort ein mittlerweile fast komplettes Feeder-Sortiment von Ruten, Rollen über Kleinteile, Taschen sowie eine umfangreiche Futterrange erschaffen, die sowohl dem ambitionierten als auch dem Hobbyangler alles bietet was es zum Feedern benötigt. Die Aufgaben bestehen vor allem im Entwickeln neuer Produkte, Testen der Prototypen sowie die Repräsentation der Produkte sowie der Firma bei Hegefischen, Messen sowie in den Medien. Mit der Firma Sänger haben wir tolle Möglichkeiten Ideen umzusetzen und erhalten dabei eine super Unterstützung.
Durch die MS-Range verbindet man Deinen Namen, wie oben schon geschrieben natürlich sofort mit Michael Schlögel. Ihr habt oft im Tandem gefischt und Michael war wohl gewissermaßen Dein Mentor. Sicher hat dies viel zu Deinen heutigen Erfolgen beigetragen?
Ja allerdings. Seine jahrzehntelange Erfahrung hat uns schon oft bei Hegefischen weitergeholfen. Er hat sehr oft den richtigen Riecher was die Fische zu welchem Zeitpunkt haben wollen. Gerade diese Erfahrung das Verhalten der Fische richtig zu deuten und dann das Richtige zu tun entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg. Davon konnte ich schon viel lernen und habe einen Teil seiner Erfahrung mitgenommen.
Du hast bereits drei Medaillen bei Weltmeisterschaften errungen. Damit bist Du der erfolgreichste Teilnehmer unserer aktuellen WM-Truppe im Feedern. Was für Ziele hast Du Dir für die Zukunft noch gesetzt?
Nach Silber und Bronze im Einzel und unserer Team-Goldmedaille aus dem letzten Jahr in Serbien bleibt das Ziel noch mehr Mannschaftsmedaillen zu gewinnen. Wenn man mit der ganzen Truppe da oben auf dem Podest steht und zusammen seine Vaterlandshymne singen darf, ist das ein unglaubliches Gefühl. Das gesamte Team samt aller Betreuer haben super zusammengearbeitet und jeder hat sein Möglichstes gegeben, um diesen Erfolg zu erreichen. Wir sind so auf einem sehr guten Weg und können sicher noch einige male gemeinsam auf dem Podest stehen. Im Einzel fehlt mir zwar auch noch eine Medaille, allerdings wird es wohl sehr schwer sein diese zu erlangen.
Hast Du trotz Deiner großen Erfolge noch Angler welche für Dich Vorbilder sind? Wenn ja welche und warum?
Ja die gibt es noch, vor allem wenn ich nach England schaue. Ich bewundere dabei vor allem die taktischen Fähigkeiten des Trainers und der gesamten Mannschaft während Weltmeisterschaften. Sie wissen immer genau was zu tun ist und viele versuchen ihre Taktik zu kopieren. Als Angler selbst ist natürlich ein Steve Ringer ein sehr außergewöhnlicher Angler. Ich bewundere vor allem seine Vielseitigkeit. Er ist ein extrem schneller Angler auf kleine Fische, kann aber genau so gut auf Brassen oder Karpfen angeln. Ein Meister der Taktik und des geschulten Auges ist auch Walter Tamás aus Ungarn. Er sieht sofort jede Kleinigkeit und schmiedet sehr oft die richtigen Taktikpläne für den Teamerfolg seines Landes. Das liegt bestimmt an seinen deutschen Wurzeln ;-)
Du zählst als einer der schnellsten Feederangler in Deutschland, besonders wenn es auf kleinere Fische geht. Wie schaffst Du dass und wie oft trainierst du dafür?
Ich denke das liegt einzig und alleine am Training. Je mehr man angeln geht desto mehr verbessert man sein Handling. In meiner Kindheit war ich in den Ferien oft 3x täglich am Wasser. Und das Handling ist wie Skifahren, wenn man es einmal kann, verlernt man es nicht mehr. Also raus ans Wasser!
Kannst Du unseren Lesern eine verwicklungsfreie Montage für das schnelle Feedern verraten?
Oftmals ist weniger einfach mehr. Je weniger ich in meine Montage binde, desto weniger kann sich auch verwickeln. Eine ganz einfache Montage: Einen einfachen Wirbel auf die Hauptschnur fädeln, anschließend eine Perle mit ca. 3mm und einem kleinen Loch. Die Perle wird dann mit einem 6-fach Knoten auf der Hauptschnur gestoppt und anschließend folgt ein ca. 20cm langes Schnurstück das am Ende mit einem 3-fach Knoten ausgestattet wird. Daran wird dann das Vorfach befestigt.
Wenn mal kein Match ansteht, wie und auf was fischt Felix Scheuermann dann am liebsten?
Meistens an unserem Vereinssee eine gemütliche Runde mit dem Method Feeder auf Karpfen, Brassen, Schleien und Co. In den Wintermonaten definitiv mit dem Gummifisch am Main auf Zander.
Verrate uns doch noch deine skurrilste Geschichte, die du am Wasser erlebt hast. Was war so verrückt, dass du es einfach nicht mehr aus deinem Kopf bekommst?
Vor ca. 6 Jahren war ich mit einem Vereinskollege an unserem See. Ein Tag vorher hatten wir Vereinsfischen. Dort hat uns ein Kollege erzählt, dass er mehrere Hechtattacken auf seine Brassen im Drill hatte. Am nächsten Tag war ich dann mit meinem Kollege an seinem Platz und wir haben den Hecht gejagt. Nach kurzer Zeit ging auch schon die Pose meines Freundes unter. Er ließ dem Fisch etwas Zeit, um das Rotauge aufzunehmen. Auf einmal bewegte sich seine Pose auf meine zu. Ich wollte gerade rausholen um eine Verwicklung zu verhindern, da ging meine Pose unter. Nach kurzer Zeit setzte ich einen Anhieb und der Fisch hing. Mein Kollege begann gleichzeitig auch zu drillen. Je näher wir ans Ufer kamen, umso näher gingen unsere Schnüre zusammen. Tatsächlich hatten wir beide den gleichen Hecht am Haken. Er schluckte zuerst den einen und dann meinen Köderfisch. Wir staunten nicht schlecht als wir den 94cm langen Hecht von den Haken befreiten.
Was würdest Du Anglerdeutschland noch gern mit auf den Weg geben?
Wir sollten die Zeit bei unserem Hobby gemeinsam mehr genießen. Neid und Missgunst ist in Deutschland leider sehr verbreitet und das sollte verschwinden. Wir sollten offener zueinander sein und voneinander lernen, das würde uns als Land voranbringen. Außerdem würde ich mir natürlich eine andere Gesetzeslage in Deutschland wünschen. Sehr viele Nachbarländer bzw. EU-Länder machen es vor, dass es geht. Allerdings sehe ich hier leider wenig Hoffnung…
Thomas Rimpl & Felix Scheuermann