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“Verticalen op snoekbaars” – Zanderfischen auf holländischen Binnengewässern

Wenn man sich Anfang Januar für ein Wochenende im März zum Vertikalfischen in Holland entscheiden muss, ist das Wetter ja absolut nicht vorhersehbar. Und gerade das macht beim Zanderfischen eine ganze Menge aus.

Der kleinste Wetterumschwung schlägt den Stachelrittern ja bekanntlich „auf den Magen“.

Wir staunten nicht schlecht, als wir 2 Tage vorher einen Blick aufs Wetter warfen und feststellten, dass es eine Woche sehr konstant war und auch bleiben sollte. Genau das machte uns noch mehr Mut schnell aufs Wasser zu kommen.

Aber bevor ich auf unsere eigentliche Tour eingehe möchte ich den „Einsteigern“ unter euch etwas Mut machen und versuchen aus meiner Sicht zu erklären, was wichtig ist und was nicht! Probiert es! Fahrt Angeln! Nur wer am Wasser ist, hat die Chance auf Fisch! Viel Spaß beim Lesen

Eine gute Planung ist das A und O bei solch einer Tour. Deswegen sprachen wir eine Woche vorher nochmal die genaue systematische Vorgehensweise ab. Planlos an ein großes unbekanntes Gewässer zu fahren, endet meist fatal! Und mit fatal meine ich nicht nur das Fangergebnis, sondern auch die Sicherheit!!

Hat mein Boot den nötigen Freibord?

Mit welchen Schiffsverkehr ist zu rechnen?

Wie hoch sind im Schnitt die Wellen bei welchen Windgeschwindigkeiten?

Hab ich eine ausreichende Motorisierung um auch mal einer größeren Strömung trotzen zu können?

Welche Ausrüstung ist Pflicht? (Anker, Beleuchtung, Feuerlöscher etc….)

Wie schnell darf wo gefahren werden?

All das sind Punkte, die schnell „vergessen“ werden. Wir sind ja Angler und wollen möglichst schnell einen Fisch fangen. Genau darauf gehe ich jetzt ein.

Wie finde und fange ich schnell, an einem für mich unbekannten Gewässer Fisch? Bestimmt beschäftigt diese Frage jeden von euch. Es gibt zahlreiche Berichte und Videos. Zeitschriften sind voll mit solchen Artikeln. Das beste Rezept gegen Schneidertage ist wohl die Zeit! Und Zeit haben die wenigsten von uns. Deswegen will ich hier mal kurz und knapp erklären, wie ich im digitalen Zeitalter des Internets vorgehe, denn Zeit habe ich zuhause vor einer solchen Tour genug!

Punkt 1. Google Earth:

Google Earth ist eine absolut geniale Erfindung und wohl mit die beste Hilfe für Angler Hotspots zu finden wie zB. :

-Brücken (Räuber lieben Schatten bzw. Schattenkanten)

- Spundwände (Immer einen Versuch wert ! )

-Poller / Anleger (Auch dies ist eine Struktur im Wasser. Er bietet Deckung, um aus dem Hinterhalt zu rauben)

- Bojen (Meist mit riesigen Betonklötzen über Ketten am Grund „verankert“. Genau an diesen Betonklötzen halten sich immer Räuber auf)

- Flachwasserbereiche (Mit viel Glück und einem guten Auge kann man auf Google Earth sogar Flachwasserbereiche ausmachen. Diese sind meist etwas heller und evtl. sind sogar Krautbänke sichtbar.)

- Inseln ( Meist viele umgekippte Bäume unter Wasser, nicht gerade billig dort zu Angeln wegen "Hängergefahr", aber es lohnt immer. )

- Gibt es Hafeneinfahrten, Wendebecken oder ausgewiesene Anlegestellen/Ankerplätze? (Hafeneinfahrten haben meist tiefe Löcher, da die Schiffe dort Bremsen und genau in diesen Löchern stehen die Räuber )

-Alle sonstigen auch noch so kleinen „Unregelmäßigkeiten“ sollte man auch in Betracht ziehen und man wird sehen, so gleichmäßig wie es im ersten Augenblick scheint, ist es gar nicht! Diese kleinen Unregelmäßigkeiten lieben Raubfische um sich zu verstecken und der Beute aufzulauern.

Punkt 2. Gerät und Ausrüstung (Ich habe mich auf das Vertikal-und Wurffischen vom Boot spezialisiert.)

-Elektromotor: Ein unverzichtbares Hilfsmittel bei allen Bootsangelarten. Mit ihm stelle ich das Boot korrekt in Position, kann es halten oder meine Drift beeinflussen! Ich nutze dazu in 90% der Fälle einen Bugmotor ( Minn Kota Terrova mit I-Pilot, GPS-Gesteuert kann ich so gegen den Wind fahren, die Drift beeinflussen oder auch auf einer Stelle über dem Fisch ankern. Eine Schubkraft von 55lbs ist für mein kleines 4m Boot völlig ausreichend)

- Echolot: Ebenfalls ein für mich unverzichtbares Hilfsmittel, da ich so schnell sehe, ob und in welcher Tiefe die Fische stehen! Es muss nicht unbedingt ein High-End Gerät sein. Von den ganz billigen Geräten unter 200 Eure rate ich allerdings ab! Ich habe bis Mitte 2014 ein Lowrance Elite 4x genutzt und das super erfolgreich. Auf ein Lowrance HDS 7 Touch bin ich nur wegen der Kartenplotterfunktion und der „ Sicht zur Seite“ –Funktion ( genannt Sideimaging ) umgestiegen. Die Kartenfunktion ist eine sehr gute Hilfe! Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ich mir den Bereich angeguckt habe, den wir befischen wollten. Man mag es kaum glauben, wenn man dann dort ist und diese riesige Wasserfläche sieht, weiß man dann doch nicht mehr, wo man gerade genau ist.

-Verbrennungsmotor: Wo ein Verbrenner erlaubt ist, benutze ich ihn auch. Er lässt schnellere Spotwechsel zu, spart eine Menge Gewicht an Bord, weil einfach weniger Akkukapazität benötigt wird. Ich nutze da einen relativ kleinen und Leichten 8PS YAMAHA ( 36 KG), den man auch bequem allein nach Bedarf an und abhängen kann.

-Sonstige Technik an Bord: Es ist heutzutage wohl eher ein Luxusproblem wenn wir mal ehrlich sind, oder? Drehstühle beugen zwar Rückenproblemen vor, sind aber nicht zwingend notwendig!

Ebenso den Rest der Technik wie Bilgen Pumpe, Batterietrennschalter, Staufächer oder Teppich an Bord muss nicht unbedingt sein um Fisch zu fangen, oder? Wenn wir ehrlich sind, NEIN!

Punkt 3. Informationsquellen:

-Internet: Google Earth erwähnte ich bereits, aber auch Google selbst bietet eine Vielzahl an Informationen! Versucht es mit Stichworten

-Zeitschriften und Bücher: Auch hier gibt es jede Menge. Lesen bildet sagt man ja und in dem Falle trifft es zu! Ich kann euch das Buch „Raubfischangeln auf Holländisch“ Von Bertus Rozemeijer ans Herz legen!

-Andere Angler: In dem Punkt scheiden sich die Geister, der Eine sagt die Wahrheit, der Andere Lügt dich bewusst an und schickt dich in die falsche Richtung! Vertrauenswürdige Informationsquellen sind ein großer Vorteil!

Aber nun zum eigentlichem Thema: Dem Vertikalfischen unserer Bootstour in Holland:

3 Tage, Chris und David mit nur EINEM WILLEN, ….. ZANDER FANGEN !!!

Los ging es entspannt Freitagmorgen, ausgeschlafen um halb 8 auf eine 3 stündige Autofahrt mit Bootstrailer am Haken, denn wir wollten ja den ersten Tag mittags aufs Wasser. Die Vorbereitungen waren perfekt. Die Ruten schon lange vormontiert, Angsthaken vorgebunden und etliche Köder vorbildlich in unsere Tackleboxen einsortiert.

Das Boot wässern läuft bei einem fischgeilen und eingespielten Team auch sehr schnell und reibungslos ab. Die zwingend notwendige und vorgeschriebene langsame Ausfahrt aus dem Hafen, ließ dann die Ungeduld aufkommen.

Am ersten Tag zwang uns die Zeit in der Nähe der Trailer-Stelle zu fischen, wir hatten ja bereits ca. halb 12. Also keine Zeit für lange Anfahrtswege mit dem Boot. Am ersten Spot angekommen, wollte kein Fisch unseren Vertikalköder. Ich mag es bezweifeln, dass es an den Fischen lag, denn diese waren Laut Echolot in Massen unter uns vertreten. Eher der starke Wind mit Böen um die 60 km/h machten uns Schwierigkeiten den Köder präzise, Vertikal anzubieten. Wir entschieden uns zu werfen, was eine Super Entscheidung war.

Es hagelte ordentlich Bisse auf gefaulenzte Easy Shiner in 4 und 5 Inch. In kürzester Zeit fingen wir ein paar Zander und Barsche. Die Durchschnittsgröße stimmte zu meiner Verwunderung auch, denn dieses Gewässer ist auch als „Schniepel Gewässer“ bekannt. 40er Barsche und Zander über 50cm sind eher eine Ausnahme! David schoss den Vogel ab, und fing gleich 3 Barsche hintereinander!

Fazit Tag 1: Perfekter Start, wir gingen zufrieden um 17 Uhr mit 13 Fischen im Boot vom Wasser und checkten in unsere Pension ein, wo wir am Laptop mittels Google Earth nochmal den folgenden Tag planten und uns ordentlich mit Pommes und Frikandel stärkten.

Der nächste Tag startete etwas bedeckt mit Hochnebel. Hochnebel ist für Barsche absolut gar nix. Meine Erfahrung bestätigte dies wieder! Die Jungs brauchen Licht, und bei der Kaffeebraunen Suppe erst recht! Also konzentrierten wir uns auf die Zander, die stehen ja bekanntlich etwas tiefer als die Barsche und mögen etwas weniger Licht. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll, was wir nun erlebten. Ich mache es einfach kurz und knapp: Die ersten 5 Würfe brachten 4 Zander!

Sowas habe ich noch nie erlebt. Die Kollegen standen da unten am Grund auf 3qm und feierten ein Bissfest, ….oder so.

„ Schnell“ mal 11 Zander „erworfen“…das hört sich ziemlich unglaubwürdig an, aber solche Tage gibt es wohl wirklich, wie ich feststellte. Nun wurden endlich die nervigen Böen schwächer. Darauf haben wir gewartet. Wir hofften, dass wir es nun vertikal „Tocken“ lassen können. Nach einiger Zeit Suchen und Fahren, hatten wir an einer Kante mit ordentlich Struktur und einigen Löchern jede Menge Fisch aufm Lot.

Das war unsere Chance ! Und wieder dieses Szenario, wie aus diversen Angelfilmen bekannt, ihr wisst denke ich mal was ich meine mit: „ Fisch auf Ansage“

Ein Fisch nach dem anderen hing. Es kam Biss auf Biss und Doppel-Drills waren nicht selten. Dennoch mussten wir mittags jede Menge Fehlbisse hinnehmen. Diese „Schwanzbeißer“ waren aber dennoch Nervenkitzel pur. Auch wenn zwischendurch der Wind auffrischte, funktionierte es vertikal doch noch recht gut und wir erkämpften uns am 2. Tag insgesamt 32 Zander.

Viele kleine aber auch etwas bessere waren dabei. Zufrieden fielen wir totmüde ins Bett, bevor wir uns den Wecker stellten und die Koffer für den letzten Tag packten. Der letzte Tag wurde effektiv genutzt, um die in 2 Tagen gewonnenen Spots, die ich als „Waypoints“ auf dem Kartenplotter abgespeichert habe, abzufischen. Mit anderen Worten: Loch bzw. Kante Anfahren, „abernten“ und weiter geht’s. Das ist quasi wie GAMEBOY SPIELEN und macht höllisch Spaß.

Der letzte Tag war wie erwartet der beste der ganzen Tour. Wir kurbelten 47 Zander in knapp 7 Stunden Angelzeit ins Boot, wer mal nachrechnet kann sich vorstellen, was es heißt alle rund 9min ein Fisch ins Boot zu holen, da sind die Fehlbisse nicht mitgezählt!!

Auch etwas bessere waren dabei. David machte ordentlich Stückzahl, er wechselte heute sogar zwischen Wurf-und Vertikalpeitsche.

Ich hatte das Glück den größten Zander der Tour auf ein Fotoshooting zu überreden ☺ Hier bewies sich, großer Köder = Chance auf bessere Fische, aber weniger Bisse.

Ich würde sagen Mission „Zander Vertikalisieren“ war ein voller Erfolg. Trotz anfänglicher Skepsis haben wir ein ordentliches und zufriedenstellendes Ergebnis erreicht und können es kaum erwarten wieder dorthin zu fahren. Vielen Dank fürs Lesen, bei Fragen könnt ihr mich gerne bei Facebook kontaktieren

Allzeit Petri Heil und straffe Schnüre

Chris

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