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Brutal Vertikal – Erfolgreich vom Ufer

Wer denkt da nicht direkt ans Bootsfischen in den Niederlanden, wo man ausgerüstet mich Echotot, GPS-Geräten und jede Menge anderer Technik auf einem der vielen, durchaus guten, Raubfischgewässern, unseren Freunden wie Zander, Hecht und Barsch nachstellen kann.

Doch was soll man machen, wenn man kein Boot zur Verfügung hat, die guten Gewässer in den Niederlanden nicht kennt, oder gar keine Möglichkeit hat, überhaupt dort fischen zu gehen?

Die Lösung ist einfach und dennoch erfolgversprechend. Hierauf möchte ich im Laufe des Berichtes näher eingehen und euch eurem „vertikalen Raubfisch“ etwas näher bringen.

Dickbarsche sind häufige Gäste beim „Vertikalen“

Fußläufig erfolgreich

Da ich aus dem Ruhrgebiet komme, liegt nichts näher auf der Hand, als die zahlreichen Kanäle, Hafenanlagen, ja sogar den Rhein vertikal vom Ufer aus zu befischen.

Kanäle und Hafenanlage sind künstlich angelegte Schiffsstraßen, mit unzählig vielen Spundwänden. Und genau hier können wir Angler, auf teils kilometerlangen Abschnitten, vertikal „zuschlagen“.

Habe ich Spundwände anfänglich missachtet und sie links liegen gelassen, so weiß ich heute, dass es ein Fehler war.

Dicht an den Spundwänden steht der Fisch. Im Schutze der Struktur dieser Bauwerke, lauern Barsche und Zander auf Ihre Beute. Wie aus dem nichts schnellen Sie nur ein kleinen Stückchen aus den Spundwänden heraus und können sich auf dem reich gedeckten „Tisch“ bedienen.

Die „Rillenform“ der Spundwände bietet Kleinfischen ein Rückzugsbereich

Ihr fragt euch nun sicher – Spundwand und reich gedeckter Tisch? – Ja, Spundwände bieten einer Vielzahl von potenziellen Beutefischen Deckung und Schutz. Und genau dieses Verhalten müssen wir uns zu Nutze machen.

Bevor ich auf die recht simple Technik eingehen möchte und euch das „wie“ erkläre, gehe zuerst auf das notwendige, aber sehr überschaubare, Tackle ein.

Das Tackle

Da wir an Spundwänden praktisch direkt über dem Fisch stehen, können sehr kurze Ruten verwendet werden. Ähnlich wie bei der vertikalen Bootsfischerei, reichen hier straffe und schnelle Modelle zwischen 1,90m und 2,40m vollkommen aus. Doch auch mit längeren Modellen lässt sich die Fischerei problemlos ausüben, da der Winkel der Rute durch unsere Standposition perfekt angepasst werden kann. Das Wurfgewicht der Rute muss nicht sonderlich hoch sein. Wurfgewichte bis 40gr sind hier vollkommen ausreichend. Wichtiger ist, wie bereits erwähnt, straffe und schnelle Ruten zu verwenden, da die Bisse vertikal doch sehr brutal kommen und unmittelbar mit einem beherzten Anschlag quittiert werden müssen. Kleine Rollen der 2500er – 3500er Größe, gefüllt mit 0,08er-0,12er Geflecht, runden unsere „Waffe“ ab.

Spundwände sind für den Einsatz von kurzen Ruten wie gemacht

Doch neben der Rute, Rolle und Schnur, benötigen wir natürlich noch die richtigen Köder. Der Phantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Meine favorisierten Köder sind im Frühjahr und Sommer 5-max. 10cm groß. Hierbei verwende ich neben Action-Shads auch Low-Action- und No-Action-Shads.

Ich persönlich bin der Meinung, dass schlanke Modelle fängiger als zu bauchige Modelle sind. Das mag allerdings daran liegen, dass ich solche Modelle mit Vorliebe fische.

Ab dem frühen Herbst und natürlich im Winter, fische ich dann Modelle zwischen 10-20cm Größe. Im Winter bevorzugt dann No-Action-Shads, welche sich schön langsam auf der Stelle anbieten lassen und ihr Spiel unter Wasser vollziehen können. Meine Köder biete ich an normalen Rundkopf-Jigs an. Größen zwischen 0/1-0/3 haben sich hierbei als hervorragend herausgestellt. Fallen die Köder zum Jahresende hin größer aus, wir einfach ein Stinger montiert und der Köder behält weiterhin sein volles Spiel. Zu große Jigköpfe nehmen einem Köder die Möglichkeit, seine Beweglichkeit voll auszuschöpfen. Gewichte zwischen 7-14gr haben sich bei mir als völlig ausreichend herausgestellt, da wir mit keiner Drift, wie es beim Bootsfischen vorkommt, zu kämpfen haben. Sollte dennoch mal etwas Strömung durch Schleusenbetrieb oder vorbeifahrende Schiffe aufkommen, so haltet den Köder einfach auf der Stelle und lasst ihn mit ein paar kurzen Schlägen aus dem Handgelenk etwas auf der Stelle „tanzen“. Doch auch das Fireball-System, mit toten Köderfischen, welche natürlich im Gewässer vorkommen, ist grade in den Wintermonaten immer eine Alternative zu Gummiködern.

Nur ein kleiner Auszug fängiger Modelle

Spundwände haben leider die Eigenschaft, dass dort zum Teil jede Menge Unrat ins Wasser geworfen wird. Dieser Unrat, z.B. Fahrräder, bietet allerdings den perfekten Spot für uns. Bedingt durch die Hängergefahr an Spundwänden, verwende ich ein ca. 1m langes Flourcabon-Vorfach in Stärken zwischen 0,30er-0,40er mit einer Tragkraft zwischen 8-12kg. Flourcarbon hat bekanntlich die Eigenschaft, unter Wasser so gut wie nicht sichtbar zu sein. Daher stören mich (und die Fische ebenfalls) die genannten Schnurdurchmesser weniger. Sofern allerdings klares Wasser und Sonnenschein herrscht, steige ich lieber auf Monofil um, da dieses nicht wie Flourcarbon „glänzt“, wenn es angestrahlt wird.

Ob man das Vorfach direkt mit der geflochtenen Hauptschnur verknotet oder beides durch Wirbel verbindet, ist Geschmackssache. Ich bevorzuge es, sie direkt miteinander zu verbinden und keinen Wirbel dazwischen zu schalten.

Ein weiteres wichtiges Zubehörteil stellt der Karabiner dar. Wie erwähnt, kommen die Bisse meist knallhart. Hier ist es meiner Meinung nach unverzichtbar, auf Qualitätskarabiner zurückzugreifen. Lieber zahle ich ein paar Euro mehr für gutes Zubehör, verliere aber dafür keinen Fisch durch Karabiner, welche sich unter Belastung öffnen oder gar aufbiegen. Auf kugelgelagerte Karabiner verzichte ich komplett.

Auch große Barsche können Karabiner aufhebeln

Daneben noch eine Zange, ein Maßband und etwas zu trinken in die Tasche, einen Spundwandkescher eingepackt und schon kann unsere „Jagd“ losgehen.

Die Technik

Kommen wir nun zur Technik. Vertikal bedeutet, seine Köder möglichst attraktiv und direkt unter der Rutenspitze, anzubieten.

Vertikal bedeutet nicht, den Köder bis zum Grund absinken zu lassen und ihn dann einfach im Schritttempo hinter sich herzuziehen. Natürlich lässt sich auch so der ein oder andere Raubfisch überlisten, allerdings wollen wir angeschlagene, einfach zu fangende Beute imitieren.

Wir lassen den Köder zum Grund herab, schließen den Rollenbügel und nehmen so viel Schnur wieder auf, dass die Rutenspitze ca. 10-50cm höher als die Oberkante der Spundwand ausgerichtet ist. Heben wir nun die Rute an, merken wir, wie der Köder vom Grund angehoben wird. Nun können wir loslegen.

Wir heben die Rute bis zu 1m an, gehen ein bis zwei Schritte und lassen den Köder an straffer Schnur wieder zum Grund. Dieses geschieht, indem wir die Rutenspitze wieder absenken.

Dieses wiederholen wir nun unzählige Male, bis unsere Zielfische zuschlagen. Hierbei können wir ordentlich Strecke machen.

Neben Barschen steigen auch gerne Zander ein

Eigentlich gibt es zur Methode nicht viel mehr zu sagen. Auch mit dem Fireball-System ist diese gleich. Ich erwähnte ja – sehr simple Methode.

Auch wenn diese Methode langweilig klingt, so könnt ihr mir glauben – die Einschläge direkt unter der Rutenspitze sind brutal und machen süchtig.

Die Rollenbremse sollte nicht zu hart, aber auch nicht zu weich eingestellt sein. Denkt immer daran, dass ihr direkt mit krummer Rute direkt über dem Fisch steht und er versuchen wird, die ein oder andere Flucht hinzulegen.

Doch neben dieser „langweilig“ klingenden Methode möchte ich euch noch ein paar kleine Tipps geben.

In regelmäßigen Abständen lohnt es sich, den Köder auch mal an die Oberfläche zu „schlagen“. Hierbei dreht ihr einfach langsam ein, als wolltet Ihr den Köder nur aus dem Wasser holen. Das wichtige dabei ist allerdings, dass ihr während des Kurbelns leichte Schläge mit der Rutenspitze ausübt und dem Köder somit noch hektische Bewegungen verleiht. Nicht selten folgen grade Barsche den Köder bis dicht unter die Wasseroberfläche um im letzten Moment noch zuzuschlagen.

Diese Murmel wollte den Köder im letzten Moment doch noch haben

Doch auch das leichte Vibrieren der Rutenspitze, während der Köder knapp über Grund gehalten wird, wird euch weitere Bisse und letztendlich schöne Fische bringen. Hierbei könnt ihr kurze, knackige Schläge ausüben, oder aber den Köder nur knapp über Grund tanzen lassen.

Petri Heil und viel Erfolg am Wasser wünscht euch

Timo Waschitzki

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