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Hechtangeln in Norwegen

Norwegen ist die Heimat des Skilanglaufs und eine der führenden Nationen, wenn es um Lachse und deren Fang geht. Das schöne skandinavische Land hat aber noch viel mehr zu bieten und dazu gehört auch die Hechtangelei in seinen beeindruckenden Gewässern, inmitten der urwüchsigen Kulisse einer wildromantischen Landschaft.

Lillehammer, ein klangvoller Name der spontan Erinnerungen und Gedanken weckt an Winterspiele und sportliche Ruhmestaten. Es war nun aber schon Ende Mai und statt Skifliegen sollte eher der klassische Hechtsprung für gute Haltungsnoten sorgen und zumindest für uns würde sich Angeln in die olympischen Disziplinen einreihen.

„Sör Mesna“ war der Name des Gewässers das sich in der Nähe befand und dorthin galt es zu gelangen, um den norwegischen Hechten mal ordentlich auf den Zahn zu fühlen.

Mit etwas Besorgnis nahmen wir schon bei der Anreise die schneebedeckten Fahrzeuge wahr die aus Richtung unseres Zielortes kamen.

Schon kurz darauf bei der Ankunft in Mesnali wurde die Befürchtung bestätigt und die Schneewehen am Straßenrand drückten ebenso auf die Angelstimmung wie der Schnee auf die weiß gedeckten Dächer.

Zunächst musste erstmal das Haus bezogen werden, eine klassische skandinavische Ferienhütte am Rande eines Campingplatzes die den Charme eines Jugendcamps versprühte, aber auch sehr gemütlich und voll ausgestattet war. Vielleicht würde es ja wie ein Jungbrunnen wirken und uns mit einem ungeahnten anglerischen Elan beflügeln.

Nach der Begrüßung durch Ingvald, dem vielsprachigen Leiter der Anlage folgte eine kleine Einweisung in die Örtlichkeit und die vielen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung die man auch neben dem Angeln geboten bekam. Das Wasser und der Bootsliegeplatz waren nicht weit weg, aber es war schon recht spät und so beschlossen wir uns häuslich einzurichten, etwas einzukaufen und den Abend mit Pläne schmieden zu verbringen.

Das leidige Unterfangen entpuppte sich jedoch als eine ausgesprochen Angenehme Episode der Völkerverständigung; es wurde ein Interview mit einer ganz reizenden und äußerst charmanten norwegischen Zeitungsreporterin über Sinn und Zweck von Angeln an sich und was uns Deutschen denn so am Norden gefiele (außer den Reporterinnen….).

Ein paar Photos folgten und dann konnte es losgehen und wir stachen in See.

Ausgestattet mit allen möglichen Kunstködervarianten sowie einer beträchtlichen Batterie diverser Ruten und Rollen, ging es darum den „Fangcode“ des Gewässers zu knacken. Eins wurde uns aber schon sehr bald klar – einfach würde es sicher nicht werden, denn schon beim ersten Paddelstich fiel die fast ölige Konsistenz des Wassers auf, das sich nur knapp oberhalb des Gefrierpunktes befand. Das Schmelzwasser kam in rauen Mengen von den noch schneebedeckten Gipfeln der umgebenden Berge zu Tal geflossen und kühlte den ohnehin recht frischen See noch weiter ab. Neben reichlich Angelzeug verfügten wir natürlich auch über einen stattlichen Pool an Erfahrung und das ließ keine allzu große Euphorie aufkommen, denn die Kälte würde sicher den Hechten auf die Aktivität und Beißlaune drücken.

Wir suchten zunächst einige Uferbereiche ab und machten uns dann auf den Weg zu einer kleinen Inselgruppe; alles sehr interessante Plätze und sicher gute Standplätze für so manchen Hecht oder auch die zahlreichen Barsche, aber nicht bei der Kälte. Wir taten uns schwer und so recht ließ sich auch keine große Motivation erzeugen, denn es war schlichtweg höhere Gewalt die uns da übel mitspielte.

Der kommende Tag hielt mehrere Überraschungen für uns bereit. Die erste war unser Bild vom Vortag auf der Titelseite der Tageszeitung! Das war wirklich eine Überraschung, erhöhte allerdings auch irgendwie den Druck was zu fangen um dem „Presserummel“ gerecht zu werden.

Es war etwas wärmer geworden, die Sonne hatte sich durch die Wolken gekämpft und schien direkt auf uns herab wobei sie auch interessante Einblicke ins Wasser freigab. Wir entdeckten traumhafte Hechthabitate und geflutete Wiesen und Ufervegetation wie man sie sonst vielleicht nur aus Büchern und Erzählungen kennt. Allerdings entdeckten wir auch eine Art Wasserfall wo das eisige Schmelzwasser direkt bei den gefluteten Wiesen in den See gelangte.

Man kam sich schon etwas hilflos vor und wurde umso jäher aus dem Selbstmitleid gerissen, als sich urplötzlich Fische bemerkbar machten, Hechte!

Ein Schwall hier, ein Sprung dort, Rücken- und Schwanzflossen die Oberfläche durchbrechend. Natürlich feuerten wir erstmal unsere Köder in Richtung der Räuber, aber merkwürdig kam es uns schon bald vor. Ja es kam wie es kommen musste, ungeachtet des kalten Wassers hielten sich die Hechte an die täglichen Sonnenstunden und begannen mit dem Laichen. Nun war der Ofen eigentlich endgültig aus, denn die Hoffnung einen Hecht aus der Kältestarre zu locken war nun der Gewissheit gewichen, daß die lieben Tierchen nur noch an sich und ihre Libido dachten, aber kaum an den fischgeilen Besuch aus Deutschland. Mist!

Eine Patentlösung gibt es in solchen Fällen kaum, aber uns lief auch die Zeit weg. Ingvald und der ortskundige Björn schlugen zunächst vor es vielleicht im benachbarten Nor Mesna zu versuchen, aber da würde es sicher nicht so viel anders laufen. Plan B folgte also Plan C und so machten wir uns am nächsten Morgen mitsamt Björn und zwei Booten auf Hängern auf zum ca. 30 km entfernten, aber vor allem viel niedriger liegenden Naera-See. Dort sollte es saisonmäßig schon drei Wochen weiter sein und so war aus dem Funken Hoffnung wieder eine richtige Flamme geworden. Schon bei der Anfahrt sah es sehr vielversprechend aus und der See stellte sich als ein von Inseln geprägtes Prachtgewässer vor, wie man es sich als Hechtangler kaum schöner vorstellen kann.

Björn nannte uns ein paar Bereiche wo wir es zuerst versuchen wollten und es sah auch wirklich sehr fängig und schön aus, eigentlich schon wieder zu schön, das berüchtigte „Ententeichwetter“ war eingetreten; strahlende Sonne und kein Lüftchen.

Dennoch gelang es Björn an einer seiner bewährten Stellen einen schönen Hecht mit einem Buster Jerk zu überlisten.

Wir gaben derweil Alles und wurden auch mit den ersten Fischen belohnt die sich mit unglaublicher Vehemenz auf die Köder stürzten. Wären wir doch nur schon einen Tag eher hierher gekommen und dann noch etwas Wind dazu……….

Die Bedingungen waren alles andere als ideal, aber man erkannte auch hier sofort die großartigen Möglichkeiten zu prächtigen Hechtfängen, wenn denn nur die Zeit und das Wetter mitspielten.

Ein Nachläufer beschäftigte mich noch eine Weile, blieb aber stur seiner Linie treu und Björn hatte sich auch schon längst verabschiedet, es war Zeit geworden Abschied zu nehmen. Etwas wehmütig aber wenigstens mit einigen Hechten auf dem Konto ging es zurück nach Mesnali.

Dort war dann wieder das große Packen angesagt

Euer Uwe Pinnau

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