Mein Weihnachtszander!
Das Fest der Liebe verzaubert für einen kurzen Augenblick die ganze Welt. So sollte es auch dieses Jahr wieder sein. Doch wenn der Vorhang erst gefallen und das Christkind wieder auf dem Rückzug ist und die Familie alle unter einer Tanne endlich mal wieder zum Luft holen kommt, dann kann man sie nicht mehr aufhalten - die Sehnsucht eines Anglers. Und die bedeutet, auch Weihnachten seiner Leidenschaft zu folgen und am Wasser zu stehen und vielleicht sogar auf ein verspätetes Weihnachtspräsent zu hoffen. Und so war es dann auch bei mir.
Der Rhein bei Duisburg liegt nur wenige Kilometer entfernt und ist für mich nach ein paar Minuten Fahrtzeit schnell zu erreichen. Die Bedingungen, einen schönen Festtagszander zu landen, waren allerdings alles andere als gut. Der Wasserstand variierte seit Wochen um einige Meter und das Wetter hinterließ keinen guten Eindruck. Die Temperaturen fielen bis auf den Gefrierpunkt, um anschließend wieder an der 10-Grad-Marke zu kratzen. Durch den recht hohen Wasserstand war ich also gezwungen, mir einen Standort zu suchen, welcher nicht der direkten, harten, Rheinströmung ausgesetzt war. Ich setzte auf Einfahrten zu Wendebecken, Hafenbereichen, Bauwerken oder Mauern im Wasser, die für solche Bedingungen immer einen Versuch wert sind.
Am 1.Weihnachtsfeiertag zog ich bereits knappe zwei Stunden meinen 10 Zentimeter langen Rassel-Shad in der Farbe Salt N’Pepper durch die Fluten. Die Dämmerung brach nun langsam herein. Erfahrungsgemäß wusste ich, dass so manchem Stachelritter ein kalter, dunkler Winterabend zum Verhängnis werden kann. Durch den erhöhten Rheinpegel hatte ich schon erschwerte Bedingungen. Nun frischte der Wind auch noch deutlich auf und machte die Kontrolle der Köder noch schwieriger.
Aber die Sehnsucht trieb mich voran. Gerade als ich meinen Ansitz überdachte und einen Platzwechsel in Erwägung zog, schlenzte ich meinen Shad ganz nah an eine Mauer und ließ den Rollenbügel der 30er Quantum Smoke geöffnet, damit mein Köder auch ganz dicht daran den Grund erreichen konnte. Der Bügel war keine Sekunde wieder umgeklappt und dazu hatte ich erst eine halbe Kurbelumdrehung hinter mir, da schlug in die Quantum Smoke Spin mit einem Wurfgewicht von 35 Gramm förmlich der Blitz ein. Ich konnte es nicht fassen. Mein Weihnachtswunder!
Die Sehnsucht und die gnadenlose Ausdauer hatten es mir beschert. Im Schein der Kopflampe zeigte sich ein kapitaler Weihnachtszander, der sich den 10 Zentimeter Gummiköder einverleibt hatte. Ein Traum, denn sein silbrig-weiß glänzendes Schuppengewand funkelte wie Sterne am Himmel. Es war ein kurzer, aber harter Drill, bis ich diese feiste Zanderdame landen konnte. Anscheinend hatte sie vorher ein Festmahl zu sich genommen und war der Versuchung eines Desserts erlegen. Nun trat ich meinen Heimweg an und aus der Finsternis vernahm ich eine tiefe Stimme: „Horch, horch, horch, was kommt von draußen rein, kann es nur mein Weihnachtszander sein.“
Tight Lines und Euch allen wünsche ich für das kommende Jahr eine himmlische Zeit am Wasser
Euer
Timo Waschitzki