Uli Bayer
Uli Beyer ist wohl einer der mit abstand bekanntesten Raubfisch Angler des Landes. Er veröffentlicht regelmäßig neue Artikel in der Fisch&Fang oder der Raubfisch. Wer ihn nicht nur auf Videos sehen möchte hat auch mit ein wenig Glück die Möglichkeit ihn in einem seiner beiden Angelläden anzutreffen. Wir wünschen euch viel spaß beim Interview von Uli Beyer....
Die erste Frage bekommst du sicher öfters gestellt! Wie und wann bist du zum Angeln gekommen?
Mit 4 Jahren ging´s los: Mein Oma schenkte mir eine Kinderangel im Blisterpack…
Welche Jahreszeit ist dir die liebste zum Angeln?
Da kann ich mich schwer entschließen, denn eigentlich habe ich in allen Jahreszeiten bereits sehr schöne Momente erlebt. Müsste ich mich für eine entscheiden, würde ich vielleicht den Sommer wählen.
Du bietest Guidings auf der Möhnetalsperre an. Hast du selbst schon die Hilfe eines guides in Anspruch genommen?
Ja, sogar recht oft! Ich habe mich z.B. von Mathias Fuhrmann vom Team Boddenangeln in die Boddenangelei einweisen lassen, von Bertus Rozemeijer in sein holländisches Hausgewässer, in Spanien von Jürgen Stegherr und Peter Öhlschläger in die Geheimnisse des Ebros oder von Anders Forsberg in das Schärenrevier in Västervik.
Einige Angler rümpfen ja die Nase, wenn sie von anderen hören, dass diese einen Guide gebucht haben. Diese Leute bringen mir ja lediglich „im Schnellverfahren“ das Revier näher. Das spart viel kostbare Urlaubszeit und jeder Angler möchte möglichst effektiv Erkenntnisse über ein fremdes Gewässer erfahren. Die gleichen „Naserümpfer“ die niemals ein Guiding buchen würden sind es aber auch, die wiederholt „rein zufällig“ an Gewässern und guten Stellen auftauchen, „kollegial“ nachfragen, wo und wie es denn gerade läuft usw.. Das empfinde ich als unehrlich und ziemlich plump.
Es gibt mittlerweile Unmengen an sinnigen und unsinnigen Kunstködern auf dem Markt. Gibt es einen ohne den du nicht an Wasser gehen würdest?
Da gibt es nicht nur einen! Slottershads (Soft wie fest) sind fast immer dabei. Ganz neu in der Hitliste aufgenommen ist der Abu-Svartzonker, der mir an verschiedensten Gewässern in diesem Jahr phantastische Fänge beschert hat! Je nach geplanter Fisch- und Angelart muss man da aber differenzieren. Blinker, verschiedene Wobbler u.a. sind da auch wichtige Kandidaten.
Du bist passionierter Raubfisch Angler aber juckt es dir nicht auch manchmal in den Fingern und du lässt die Spinrute zuhause um beispielsweise ein paar Würfe mit der Feederrute oder ähnlichem zu machen?
In den Fingern jucken ja, aber meine Zeit erlaubt diese Ausflüge leider gar nicht mehr. Zuletzt war ich sehr selten einmal mit der Matchrute Köderfische fangen oder mit dem Messeteam am Forellenteich. Beides hat natürlich auch viel Spaß bereitet.
In welchen Ländern warst du bereits anglerisch unterwegs und welche würden dich vielleicht noch reizen?
Eigentlich bemühe ich mich, insbesondere die heimischen Raubfische Hecht, Zander, Wels und Barsch besonders intensiv in heimischen Gewässern zu beangeln. Dennoch habe ich bereits einige Länder mit der Spinnrute bereist: Russland, Polen, Österreich, Holland, Frankreich, Spanien, ehemals Jugoslawien (hier fing ich meinen ersten Fisch überhaupt), Kanada, USA, Kamerun, Ägypten, China, Korea, Taiwan, Indonesien, Thailand und vielleicht habe ich noch Länder vergessen…
Reizen würde mich noch eine Angeltour nach Uganda auf Nilbarsche. Dafür fehlt mir aber momentan die Zeit!
Was war das kurioseste was dir beim Angeln je passiert ist?
Da gab´s einiges. Einen Zander am Altmühlsee, der mir zunächst mit einem Köder hinter der Muschelbank abriss und 30 Minuten später auf den gleichen Köder wieder biss, den Hecht in Schweden, der nicht am Haken hing, als er biss, sondern am hochkant im Maul verkanteten Wobbler mit Maulsperre gedrillt wurde, während beide Drillinge frei neben dem Köder baumelten oder auch das Rotauge, das mit einer Schlinge um den Körper von mir gefangen wurde, nicht aber am Haken hing.
Hast du eine Lieblings Angel Methode?
Zwei! Das Twitchen/Jerken mit Hardbaits und das Jiggen mit Softbaits!
Wie viele Tage verbringst du circa am Wasser?
In den letzten Jahren waren es ca. 100-120 Tage. Ich schätze, in diesem Jahr könnte es rekordverdächtig werden, wenn auch die nächsten Monate alle Guidings stattfinden können. Dann werden es ca. 160 Tage. Früher war´s viel „eigenes Angeln“, heute sind es vornehmlich Guidings und Pressetouren, die zwar „auf dem Wasser“ stattfinden, allerdings leider nur bedingt Zeit für eigenes, kreatives Angeln erlauben. Bei Guidings steht selbstverständlich der Fang des Kunden im Vordergrund. Bei Pressetrips steht meistens eine Methode, ein Köder o.ä. auf dem Plan und es fehlt die wünschenswerte Flexibilität. Jedes Jahr nehme ich mir aufs Neue vor, daran etwas zu ändern. Funktioniert aber nicht…
Gibt es ein NO-GO beim Angeln für dich?
Auch da gibt´s einige:
Fische zu fangen und zu töten, um diese dann zu verkaufen!
Sinnloses Ermorden von guten Raubfischen, um diese „vorzuzeigen“ („ich hatte aber keinen Fotoapparat dabei…“)
Tote Zander für Videofakes an die Angel zu hängen!
Neid auf gute Fänge anderer!
„Ideen- und Stellendiebstahl“ z.B. – viele Angler vergessen, dass sie für sie wichtige Infos von anderen Anglern erhalten haben und schreiben sich auf die Brust „alles selbst herausgefunden“.
Was sind für dich die schönsten Momente beim Angeln?
Ich bin unsicher, ob Du konkrete Momente oder allgemeine meinst!
Konkret waren z.B. einige tolle Fänge selbstverständlich schöne Momente. Sehr gern denke ich an meinen 1,35er Hecht am Möhnesee zurück oder auch die Riesenfische mit 1,34 und 1,28 m, die ich vor laufender Videokamera fangen konnte. Bei einem Videodreh gelang auch einmal der Fang von 2 Zandern mit 96 und 98 cm. Extrem erleichternd war auch der Fang eines 95er Zanders, den ich nach 2 Schneidertagen ebenfalls vor laufender Kamera fangen konnte.
Es müssen aber nicht immer diese „konkreten Fisch-Momente“ sein. Besonders erfreulich finde ich es eigentlich immer, wenn ich „forsche“, neue Dinge ausprobiere und etwas funktioniert. Durch mein Studium bin ich wohl auch etwas durch Forschungsdrang geprägt und versuche, das auch wissenschaftlich anzugehen. „Etwas Neues“ fundiert herausgefunden zu haben erfüllt mich mit tiefer Befriedigung und Freude.
Ich möchte aber auch nicht verschweigen, dass ich sehr gern „einfach so“ die Natur genieße, wenn ich es einmal ohne Gäste ganz allein auf das Wasser schaffe. Häufig tritt der Drang, einen Fisch zu fangen, stark in den Hintergrund und ich genieße den Moment z.B. der Abenddämmerung mit einer genialen Stimmung aus Licht, Lauten und sonstiger Ruhe. Leider sind diese Momente etwas selten geworden, weil mich meine beruflichen Aufgaben voll vereinnahmen. Spaß macht´s aber immer auch mit Kunden, die z.B. ihren ersten oder größten Hecht, Zander o.ä. fangen! Die geteilte Freude ist hier echte Doppelfreude.
Wie wird deine anglerische Zukunft aussehen? Was hören wir in Zukunft von dir?
Veränderungen sind eigentlich nicht geplant. An einigen Projekten und vor allem Produkten tüftle ich, die möchte ich hier natürlich noch nicht verraten. Ansonsten habe ich keine nennenswerte Änderungen geplant. Ich hoffe, dass ich Euch noch von einigen schönen Fischen berichten kann und vielleicht auch ein paar schöne Produkte auf den Markt bringen werde. Bei der Fisch&Fang, dem Raubfisch vom Parey-Verlag und natürlich auf meiner website www.uli-beyer.com oder Facebook https://www.facebook.com/uli.beyer.12 erfahrt Ihr stets aktuell, was passiert…