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Nichts übers Knie brechen

Zu Beginn des Jahres stand es völlig in den Sternen, ob ich in diesem Jahr den Weg ans Wasser finden werde. Bei einem Sportunfall hatte ich mir einen größeren Schaden im Knie zugezogen und muss wohl zweimal operiert werden. Die OP-Termine stehen noch nicht fest. Das Knie wurde mit der Zeit immer stabiler, sodass Sabrina und ich kurzfristig beschlossen, für eine Woche nach Italien zu fahren.

Italien empfing uns mit schönstem Sommerwetter. Wirklich Sommerwetter! In der Sonne waren es gefühlte 25 Grad plus und es sollte die ganze Woche so bleiben. Nach dem tristen, dunklen und langen Winter saugten wir jeden einzelnen Sonnenstrahl auf. Beni und Stefan versorgten mich vor ihrer Abreise noch mit ein paar Infos und schon ging es in kurzer Hose und T-Shirt aufs Boot.

In der ersten Nacht wollten wir uns ein bis zwei Bereiche anschauen. Schon auf dem Weg dort hin verbuchten wir die erste Aktion. Nach 10-minütigem Drift stieg der erste Wels beim Vertikalangeln auf den Baby Cat ein. Am leichten Gerät bot der Fisch einen spannenden Drill. Ein Auftakt nach Maß! Nach über 36 Stunden auf den Beinen waren wir froh, als die Montagen in der Steinpackung gesetzt waren. Ohne wirklich über den Verlauf der Nacht böse zu sein, verlief diese ohne Aktion.

In der zweiten Nacht wollte ich direkt an den Standplätzen der Fische angeln. Den kompletten März über herrschte eine wahre Fressorgie und es kamen so viel unglaublich dicke Fische, dass die Fressphase irgendwann ein Ende haben musste. Um den Platz sauber fischen zu können, fischte ich lediglich vier der erlaubten sechs Ruten. Oftmals ist weniger ja mehr! Eine Rute lenkte ich stromauf um einen Brückenpfeiler, zwei weitere verteilte ich im tiefen Wasser dahinter und eine Rute lenkte ich zu meiner Linken über einen Sandabriss um. Sollten die Fische etwas aktiv sein, würde die Abriss-Rute sicherlich Aktion bringen.
Wir waren gerade dabei uns eine warme Mahlzeit zuzubereiten, als der Camp Chef Bernhard Heiner mit neuen Gästen vorbei kam. Ein kurzer Smalltalk und just in diesem Moment signalisierte die Rute am Brückenpfeiler einen Biss. Um keinen Hänger zu riskieren – denn hinter Brücken liegt meistens eine Menge Unrat im Wasser – gingen wir sofort aufs Schlauchboot, um über den Fisch zu kommen. Sabrina schaffte es im ersten Moment nicht, den Fisch abzuheben. Ich befürchtete schon das Schlimmste und nahm die Rute zur Kontrolle. Als ich den Druck auf den Fisch erhöhte, setzte es sich langsam in Bewegung. Nun war klar, dass der Fisch frei war und es sich augenscheinlich um einen besseren Fisch handeln würde. Gemächlich zog der Urian das Schlauchboot gegen die Strömung und machte keine Anzeichen von Müdigkeit. Bernhard und seine Gäste beobachteten das Spektakel aus einem gesunden Abstand. In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit war es passiert. Der Fisch kassierte eine andere Rute von uns. Bernhard erkannte die Situation und nahm Sabrina zu sich an Bord, während ich ans Boot fuhr, um die ‚kassierte‘ Rute zu holen. Die letzten Minuten des Drills bewältigten wir dann mit gemeinsamen Kräften. Als der Wels das erste Mal die Wasseroberfläche durchbrach, sahen wir, dass der Haken der zweiten Rute im Schwanz saß. Alles ging gut und bereits der zweite Fisch der Tour durchbrach die 2-Meter-Marke deutlich. Wir nutzten die Gunst der Stunde und machten in perfektem Abendlicht ein paar Fotos auf der Sandbank. Übrigens, das Maßband blieb bei 231 cm stehen …

In der Nacht konnten wir noch zwei weitere schöne Fische landen.
Den darauffolgenden Tag verbrachten wir mit Vertikalangeln und ließen das Boot an Ort und Stelle hängen. Normalerweise befische ich selten einen Platz zwei Nächte nacheinander, aber hier wollte ich es versuchen. Der Pegel des Flusses bewegte sich immer weiter nach unten und auch das Wasser wurde immer klarer. Dennoch konnten wir auch in der zweiten Nacht am gleichen Spot drei weitere Fische zu einem kurzen Landgang überreden.
Mit der gewonnen Erkenntnis der ersten Nächte, suchten wir uns eine weitere vermeintliche Ruhezone. Ein tiefes Naturufer mit versunkenen Bäumen und einem Wechsel auf Steinpackung sollte den gewünschten Erfolg bringen. Schon während dem Ausbringen der Ruten hängte sich ein Wels aus dem Kindergarten auf. Zwei weiter Fische aus der Nachwuchsabteilung bildeten das Ergebnis der Nacht. Dass wir auf diesem Spot keinen besseren Fisch überlisten konnten, schreibe ich dem Angeldruck zu, denn unweit von unserer Position war ein Angelplatz ins Ufer geschlagen. Es zeigte sich mal wieder, dass definitiv ein Zusammenhang zwischen Angeldruck und Beißlaune der erfahrenen Fische besteht.

Demnach war es uns die kommende Nächte wichtig, Bereiche zu beangeln, die lange Zeit oder am Besten noch gar nicht befischt wurden. Ein tiefes Lehmufer mit vielen Bäumen im Wasser weckte unsere Aufmerksamkeit. Schon während der Besichtigung der Location sah ich auf meinem Garmin Echomap 92sv ruhende Fische am Grund. Nachdem die dritte Rute gesetzt war, ging die erste Rute schon krumm und ein Fisch der Mittelklasse kam an die Oberfläche. Keine halbe Stunde später ging die gleiche Rute wieder krumm. Schon beim Biss kreischte die Bremse der Long Ranger, was für mich ein deutliches Zeichen war. Der Fisch nutzte die Strömung und das tiefe Wasser zu seinem Vorteil. Die ersten Minuten war es schwierig, Schnur zu gewinnen. Doch gegen die Liftingpower der Battle Cat Boat hat kein Wels eine Chance. So konnte ich den nächsten Kracher ins Schlauchboot ziehen.

Die letzte Nacht dieser genialen Woche verbrachten wir mit Stefan zusammen auf einer Sandbank. Den heißesten Tag dieser Woche beendeten wir am Abend bei guten Gesprächen mit einer guten Flasche Rotwein, 1 kg Scampis und 800 g Rinderfilet und fünf weiteren Welsen.

Nun rücken die OP-Termine näher und eine lange Zeit der Reha steht bevor, doch bis dahin werden wir noch die ein oder andere Nacht am Wasser verbringen.

Beste Grüße
Kevin Weiß

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